Kritiker: Windows 8 wird vorerst nicht bei Unternehmen punkten

Die PC-Produzenten seien besorgt, dass Microsofts Pläne nicht aufgehen werden, kolportiert Branchen-Barometer Digitimes die Bedenken ungenannter Quellen bei Notebook-Herstellern.
Anders als in früheren Zeiten werde die neueste Windows-Version – angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage – nicht unbedingt für große Geräte-Austauschwellen bei den Unternehmen sorgen. Umfragen der Hersteller bei den Enterprise-Kunden zufolge könne man nicht damit rechnen, dass ein Wechsel innerhalb des nächsten Jahres stattfinde.

Die Umstellung großer Unternehmensnetze auf ein neues Betriebssystem sei schon aus Kompatibilitätsgründen ein riesiges Projekt für die Firmen, eine vorsichtige Herangehensweise könne man also durchaus verstehen. So seien die Enterprise-Kunden zudem darauf bedacht, Kosten zu senken und zusätzliche IT-Ausgaben zu vermeiden. Viele hätten außerdem erst damit begonnen, von XP auf Windows 7 umzustellen – sie würden daher den Windows-8-Veränderungen nicht besonders viel Aufmerksamkeit schenken.
Microsoft ist sich der Tatsache des schwierigen Umstiegs offensichtlich bewusst, und so wird auf Veranstaltungen auch zu anderen Themen immer wieder betont, wie toll und einfach die neue Windows-Variante sei und wieviel Produktivität sie schaffe. So erklärte am Mittwoch Windows-Geschäftsbereichsleiter Oliver Gürtler in Tischgesprächen anlässlich einer Veranstaltung zum völlig unterschiedlichen Thema Windows Intune in München, dass selbst er als hartgesottener Tastatur-Nutzer nun beginne, mit der neuen Bedienerführung von Windows 8 “schnell mal eben” Dinge über den Bildschirm zu wischen. “Nach etwa drei Tagen hatten auch die meisten Unternehmensnutzer das neue Bedienkonzept verinnerlicht”, erklärt er die Usability-Tests, die Microsoft derzeit weltweit mit Unternehmenskunden durchführt und dabei klar die Unterschiede zwischen den technik-affinen Early Adoptern und den zögerlichen Sachbearbeitern erkennt.

Dem PC-Verkauf wird diese psychologische Marktforschungs-Anstrengung Microsofts wohl nicht helfen, denn “Windows 8 ist von Grund auf neu geschrieben und benötigt nicht so viel neue Hardware”, betonte Gürtler – dem sicher mehr am Windows-Verkauf als am Hardware-Umstieg liegt.
Dass Unternehmen derzeit generell zögerlich agieren, schlägt sich auch in den PC-Verkaufszahlen nieder, wie die kürzlich erst veröffentlichten Erhebungen von IDC und Gartner ergaben.
Unternehmen tendieren generell dazu, Software nie in Version 1.0 zu kaufen. Von Microsoft erwarte man bei den Herstellern, so Digitimes, dass noch im nächsten halben Jahr viele Bugs in Windows 8 beseitigt würde – und schon deshalb die Unternehmenskunden den Wechsel aufschöben: “Die meisten Unternehmen sind nicht willens, große Risiken auf sich zu nehmen und ein unfertiges Produkt einzuführen”, schließt Digitimes-Autorin Monica Chen ihren Frontal-Angriff auf Microsoft ab.