Ist der Kampf der BSA gegen “Dunkle Wolken” der Software-Piraterie in der Cloud sinnlos?

Es schien schier sinnlos, gegen Raubkopierer von Software vorgehen zu wollen – und das, obwohl sich zahlreiche namhafte Software-Hersteller einst zur BSA zusammenschlossen, um gemeinsam Nutzer im kommerziellen und privaten Bereich aufzuklären und gegen schwarze Schafe vorzugehen. Es ist glücklicherweise nicht alles versandet – Raubkopieren von Computerprogrammen ist inzwischen in den meisten Ländern strafbar.
Doch nun kommen die Cloud-Dienste und betreiben Software nur noch auf ihren Rechenzentren. Die Kosten für Versand und Herstellung von Softwarepaketen fallen somit großteils weg, und auch das Kopieren ist nicht mehr so einfach. So eine Server-Applikation mal eben in ein anderes Rechenzentrum zu transferieren ist schließlich nicht so einfach. Also Aus für die klassische Software-Industrie und damit für die BSA?
“Keineswegs!” müssen sich da einige Funktionäre der Anti-Piraten-Organisation gedacht haben, als sie Meldungen über die “dunkle Wolke” und den Missbrauch von Cloud-Lizenzen in die Welt streuten und säuberlich die verschiedenen Arten der Wolken-Räuberei trennten. “Cloud Computing ist kein Allheilmittel gegen illegale Softwarenutzung”“, beginnt die BSA ihre Auflistung der Missetaten säumiger Unternehmenskunden, die mitunter einfach ihre Zugangsdaten weitergeben würden.
Klammeraffen bei “Funktionsträgern” der Industrie?
Klammern sich da BSA-Mitglieder nur noch an ihre Existenzberechtigung? Schließlich gibt es doch schon zahlreiche Lösungen, um den Zugang zu SaaS-Diensten sicher zu managen – und die Anbieter von Identity-Management-Systemen, Endpoint Security und anderen Kontrollmechanismen haben den Umgang mit den Cloud-Services eigentlich längst im Griff.
Müssten da die Anbieter von solchen Diensten nicht eher ihre Lizenzmodelle ändern (etwa auf die Anzahl der gleichzeitig aktiven Nutzer umstellen) oder ihre Zugangssicherheit anders managen? – Schließlich kann man keinem Unternehmen untersagen, nur einen einzigen Firmen-Account anzulegen und hin und wieder einen anderen Mitarbeiter mit der Arbeit am System zu betrauen (ihm also die Zugangsdaten zu geben).
Die Business Software Alliance (BSA) aber ficht das nicht an, muss sie doch die Pfründe der Software-Hersteller verteidigen und möglichst viel Nutzungslizenzen legal verkaufen. Sie schreibt von vier verschiedenen Modellen der Cloud-Piraterie: “Die professionelle und die private ‘Dunkle Wolke’ gewerblich angebotener Cloud Services ohne Lizenz, die ‘Graue Wolke’ eines Unternehmens, die mehr Mitarbeitern zur Verfügung gestellt wird als lizenzgerecht ist, sowie die Weitergabe von Zugangsdaten kostenpflichtiger Angebote.”
Um ihren Berechtigunskampf zu untermauern, legt sie “quantitative Ergebnisse” vor: 42 Prozent aller geschäftlichen Kunden von bezahlpflichtigen Cloud-Diensten würden angeben, ihre Zugangsdaten weiterzugeben – möglicherweise vertragswidrig. Und bei diesem Missbrauch lägen die Schwellenländer mit 45 Prozent – im Vergleich zu 30 Prozent in etablierten Märkten – vorne.
Die Politik soll’s richten
Statt die Betreiber der Cloud-Dienste zu sicherer Technik aufzufordern, fordert die BSA eine “Modernisierung der Gesetze zum geistigen Eigentum”. Klar: Es ist leicht, alles auf die Politik zu schieben.
Wäre da nicht angebrachter, eine Modernisierung der Netzwerktechnik und Zugangssicherheit einzufordern? Rein technisch und lizenzrechtlich ist es längst möglich, dem Missbrauch Schranken zu setzen. Dass sich die BSA-Mitglieder da selbst auf die Finger (und Geldbeutel) klopfen müssen, liegt auf der Hand.
Piraterie bei Software, egal ob per On-Premise-Dienst oder über die Cloud, ist natürlich kein Kavaliersdelikt. Nicht an die Wünsche und Nöte der Kunden zu denken, ist allerdings genauso unverzeihlich.
(Bildquelle Dunkle Wolke: John Kerstholt- Wikipedia commons 3.0 )