Wenn Mitarbeiter zu IT-Admins werden

Jetzt ist es also gewissermaßen amtlich: Eine große Studie mit über 8000 Befragten aus elf Ländern, die TNS Global Research im Auftrag von Dell und Intel durchgeführt hat, zeigt, dass die Consumerisierung der Unternehmens-Hardware und der Trend zum mobilen Arbeiten die Arbeitswelt in den nächsten Jahren komplett umkrempeln wird. Auch kleinen Firmen bleibt scheinbar nichts anderes übrig, als die Entwicklung zu akzeptieren und zu versuchen, das Beste daraus zu machen.
Zumindest sieht das so aus, wenn man die Studie “Evolving Workforce” liest.
Ist Europa zu langsam?
Außerdem bekommt man das Gefühl, dass wir in Europa uns jetzt so richtig ranhalten müssen. Denn die schöne neue Job-Welt voller Smartphones, Tablet-PCs und Cloud Computing stößt in den so genannten Schwellenländern wie China, Mexiko oder Brasilien auf deutlich mehr Begeisterung als in Europa. Auf Dauer könnte dies für die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zum Problem werden. Denn ein Unternehmen, das diese Techniken offensiv nutzt, kann schneller und flexibler agieren als eines, das mit dem wohlfeilen Verweis auf Sicherheitsbedenken zu lange zögert.
Also nichts wie rein in die Cloud, einen Schwung Tablet-PCs geordert und die Smartphones der Kollegen gleich mit der Outlook-Kontaktliste aller Kunden synchronisiert. Wirklich?
Natürlich haben Dell und Intel die Studie nicht ohne Hintergedanken veröffentlicht. Natürlich geht es letztlich darum, zu zeigen, dass man am besten damit fährt, wenn man maßgeschneiderte Lösungen eines großen Herstellers kauft.
60 Prozent haben feste Arbeitszeiten
Deshalb kann es nicht schaden, diese durchaus interessante Studie auch einmal etwas genauer zu lesen. Oder deren Ergebnisse gegen den Strich zu bürsten.
So liest man beispielsweise, dass 60 Prozent der Mitarbeiter weltweit feste Arbeitszeiten haben. Die Autoren der Studie sagen “nur noch” 60 Prozent. Das ist aber immer noch eine deutliche Mehrheit. Eine Mehrheit, die dann vermutlich auch ohne Mobilrechner ganz gut klar kommt.
So gesehen gibt es also keinen Anlass zur Torschlusspanik und auch keinen Anlass, alle Kollegen und Arbeitsprozesse sofort auf Mobilgeräte, Wochenendarbeit und Cloud Computing umzustellen. Die Schlussfolgerung muss vielmehr sein, dass jedes Unternehmen für sich selbst prüfen muss, wie und in welchem Umfang es diese neuen Technologien einsetzt. Auch die Studie sagt letztlich nichts anderes.
Verantwortung für die Mitarbeiter
Zu klären sind zu allererst Fragen nach dem Datenschutz, etwa wenn ein Tablet-PC oder ein Notebook mal verloren geht. Zu bedenken ist auch das Risiko des Datenmissbrauchs durch Mitarbeiter. Hier ist es sinnvoll, wenn das IT-Management klare und detaillierte Richtlinien für den Umgang mit den Mobilgeräten oder auch für den Umgang mit dem eigenen PC im Home Office ausarbeitet.
Klar muss dabei auch sein, dass der Trend zum grenzenlosen Arbeiten – überall, jederzeit und mit jedem beliebigen Gerät – auch mehr Verantwortung für die Mitarbeiter bringt. Diese müssen selbst darauf achten, dass ihr Notebook nicht verloren geht, die externe Festplatte verschlüsselt ist und der Home-Office-Rechner einen aktuellen Virenscanner installiert hat.
Die auf den ersten Blick so schicke Welt des mit neuester Mobiltechnik und Cloud Computing-Zugang ausgestatteten Kollegen hat bei genauerem Hinsehen auch ihre Schattenseiten.
Denn jeder ist dann sein eigener IT-Administrator.
Loyale Mitarbeiter
Doch trotzdem führt letztlich kein Weg daran vorbei, die Beschäftigten in Zukunft stärker in Entscheidungen bei der IT-Ausstattung mit einzubeziehen. Insbesondere bei Mobilgeräten sollten die Kollegen selbst mitentscheiden dürfen, mit welchem Gerät sie arbeiten wollen. Denn auch das zeigt die Studie: Wer sein Arbeitswerkzeug selbst aussuchen darf, ist tendenziell zufriedener als einer, dem vom IT-Admin die Standard-Hardware vorgesetzt wird. Und zufriedene Mitarbeiter sind in der Regel auch loyale und produktive Mitarbeiter. Es gibt eben Dinge, die ändern sich nie.