Microsoft schiebt mit Windows Essentials 2012 Live Mesh ein Stück weiter aufs Abstellgleis

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Photo Gallery setzt Collagen aus sieben oder mehr Fotos zusammen (Bild: Microsoft).

Microsoft hat mit Windows Essentials 2012 überarbeitete Versionen von Movie Maker und Photo Gallery veröffentlicht. Sie sind auch unter Windows 7 nutzbar, einige neue Features stehen aber nur unter Windows 8 und seiner hardwarebeschleunigten Grafik zur Verfügung. Microsoft verspricht für das kommende Betriebssystem eine erheblich verbesserte Geschwindigkeit durch “Hardwarebeschleunigung für alles”.

Movie Maker nutzt sie beispielsweise, um verwackelte Videos zu stabilisieren und ansehnlicher zu machen. Die Anwendung stellt dazu verschiedene Optionen für eine Videostabilisierung bereit. Ein Vorher-Nachher-Video führt eine deutliche Verbesserung am Beispiel eines schwer verwackelten Clips vor, den ein Mountainbike-Fahrer in voller Fahrt mit einer helmmontierten Kamera aufgenommen hat.

“Movie Maker verwandelt etwas, was man fast nicht ansehen kann, in ein Video, das von beinahe professioneller Qualität erscheint”, lobt ein Eintrag im Windows Experience Blog die eigene Leistung. Als weiteren Vorteil stellt Microsoft heraus, dass Movie Maker Videos mit rechtmäßig lizenzierter Musik von verschiedenen Diensten ergänzen kann. Die Partner dafür sind AudioMicro, Free Music Archive sowie der Vimeo Music Store. Tracks von ihnen sollen sicherstellen, dass etwa bei YouTube eingestellte Videos nicht umgehend wegen fehlender Musikrechte entfernt werden.

Neu ist auch eine dritte Tonspur, mit der sich ein Film kommentierend begleiten lässt. Movie Maker speichert jetzt standardmäßig im verbreiteten Videoformat H.264, um den Austausch mit Websites, Diensten und Geräten zu erleichtern.

Photo Gallery fügt mit der Funktion “Auto Collage” sieben oder mehr Fotos zu einer Collage zusammen. Sowohl aus Photo Gallery als auch aus Movie Maker heraus ist jetzt die Veröffentlichung beim neuen Publishing-Partner Vimeo möglich.

Mit der neuen Version entfiel das Wort “Live” aus den Windows Essentials. Anfang Mai hatte Microsoft angekündigt, mit der Einführung von Windows 8 die Marke “Windows Live” aufzugeben. Weiterhin mit in der kostenlosen Programmsammlung enthalten sind aber Windows Live Mail, Windows Live Family Safety, Windows Live Writer, Windows Live Messenger sowie Outlook Connector Pack.

Mit der Installation von Movie Maker oder Photo Gallery aus Windows Essential 2012 wird jedoch gleichzeitig das bisher genutzte Windows Live Mesh entfernt und durch SkyDrive ersetzt. Es kann zwar später erneut installiert, aber nicht gleichzeitig mit Windows Essentials 2012 auf einem PC genutzt werden. Eine Aufstellung zeigt die Unterschiede zwischen beiden Diensten und legt den Wechsel von Windows Live Mesh zu SkyDrive nahe.

Microsoft drängt Live Mesh ins Abseits

Dem Synchronisationsdienst Live Mesh geht es bei Microsoft nicht mehr sehr gut – SkyDrive steht höher im Kurs.

Live Mesh war bei seiner Vorstellung im April 2008 das erste große, zukunftsweisende Projekt des damals bei Microsoft als Chief Software Architect beschäftigten Ray Ozzie. Das etwas sperrige Angebot ist letztendlich ein Synchronisationsdienst, der die Grenzen zwischen online und offline sowie zwischen unterschiedlichen Geräten seien es nun PCs, Handys oder Macs aufheben sollte. Alles sollte immer gehen und überall verfügbar sein – unabhängig davon, ob es sich um Daten oder Programme.

Das war damals durchaus innovativ – vielleicht sogar zu innovativ. Und das Beste daran – zumindest aus Sicht der Nutzer – ist, dass die Daten nicht einmal in der Cloud liegen müssen, sondern über unterschiedliche Geräte hinweg abgeglichen werden. Damit hatte Microsoft mit Live Mesh eigentlich einen Vorteil gegenüber konkurrierenden Angeboten von Apple und Google. Aber entweder passt die Cloud-Losigkeit nicht mehr in Ballmers aktuelles Konzept, alles auf die Cloud zu setzen, oder sie stört, weil sich damit nichts verdienen lässt. Und Ray ozzie, der Vater von Live Mesh, hat Microsoft ja schon längst verlassen.

Wie auch immer: Bereits im April fingen Microsoft-Sprecher an, in offiziellen Blogs über technische Schwierigkeiten zu schreiben und die Vorteile von SkyDrive zu loben. Dennoch kann SkyDrive weder Browserfavoriten synchronisieren noch einzelne Ordner. Diese Funktionen hat Microsoft zwar für Windows 8 in Aussicht gestellt – aber den restlichen Windows-Nutzern kommen sie damit natürlich nicht zugute, falls Live Mesh wirklich ganz eingestellt wird.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]

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