Briten nehmen ältesten funktionsfähigen Computer in Betrieb

Das “Wolverhampton Instrument for Teaching Computing from Harwell” – oder kurz WITCH (zu deutsch Hexe) – der mutmaßlich älteste noch funktionsfähige Computer der Welt läuft wieder. Er wurde jetzt im englischen National Museum of Computing wieder in Betrieb genommen.

Das drei Tonnen schwere System kam im Auftrag der britischen Regierung für die Atomforschung zum Einsatz und ist 61 Jahre alt. Seine Restaurierung dauerte Drei Jahre. “Im Jahr 1951 war das ‘Harwell Dekatron’ vielleicht einer von einem Dutzend Computern weltweit, und während seine Zeitgenossen wiederverwertet oder zerstört wurden, hat er überlebt”, sagt Museumskurator Kevin Murrell.
Ein- und Ausgabe erfolgen über Lochstreifen. Die Informationen – also Einsen und Nullen – speichert der Rechner mithilfe von Dekatron genannten, gasgefüllten Röhrchen. Außerdem stecken in ihm hunderte Relais, die seinerzeit eigentlich für Telefonanlagen vorgesehen waren.
Dem Museum zufolge war das Ziel der Konstruktion Zuverlässigkeit und nicht Geschwindigkeit. WITCH arbeitete Algorithmen etwa so schnell ab wie ein einzelner Mathematiker mit einem Rechenschieber, musste dabei aber nie Pausen zum Schlafen oder Essen einlegen.
“Wenn man ihn sieht, kann man beobachten, wie der Computer im Inneren funktioniert – etwas, das bei heutigen Maschinen völlig unmöglich ist”, sagt Murrell. Im Museum steht neben WITCH übrigens Colossus Mark II, der erste elektronisch arbeitende Computer weltweit.
In Deutschland steht der älteste noch funktionsfähige Computer im ZKM in Karlsruhe. Es ist ein Zuse Z22. Er wiegt gut eine Tonne und wurde im Frühjahr 2005 – damals als ältester funktionierender Röhrenrechner der Welt – generalüberholt und von der Ingeniereurschule Karlsruhe in das Kunstmuseum versetzt.
Die Baureihe Z22 wurde von Zuse ab 1957 gebaut. Insgesamt wurden im Inland 50, im Ausland fünf Exemplare abgesetzt. Die Anlage konnte als eine der ersten mit der damals gerade entwickelten Programmiersprache ALGOL60 bedient werden. Das jetzt im Muesum stehende Exemplar der Z22 mit der Seriennummer 13 wurde an der Ingenieurschule in Karlsruhe bis Ende 1971 im Rahmen der Programmiereausbildung verwendet. Es ist als Kulturdenkmal geschützt. Bilder davon gib es im Fotostream von Marc Wathieu bei Flickr.
Video britischen National Museum of Computing vom Reboot des Harwell Dekatron
[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]
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