Studie: Schließung von Megaupload hat Filmindustrie teilweise sogar geschadet

Christian Peukert von der Ludwig-Maximilans-Universität München und Jörg Claussen von der Copenhagen Business School haben eine Studie vorgelegt, die die in letzter Zeit auch gelegentlich von anderen Forschern geäußert Annahme unterstützt, dass sich Filesharing und inoffizielle Streaming-Angebote nicht ausschließlich nachteilig auf die Einnahmen der Filmindustrie auswirken. Im Gegenteil: Insbesondere kleinere Produktionsfirmen und weniger bekannte Filme scheinen durch die Verbreitung inoffizieller Kopien im Web zu profitieren.

Peukert und Claussen haben für ihre Studie die wöchentlichen Einnahmen an den Kinokassen von 1344 Filmen in 49 Ländern von Kalenderwoche 31 im Jahr 2007 (dem Start von Megaupload) bis Kalenderwoche 35 im Jahr 2012 mit einer Kontrollgruppe von Filmen verglichen, die durch die Schließung des Filehosters im Januar 2012 nicht betroffen waren. Das Ergebnis dürfte die Filmindustrie überraschen: Die Wissenschaftler stellten in der Regel einen negativen oder einen unbedeutenden Effekt auf die Einnahmen durch die Schließung von Megaupload fest.
Einzige Ausnahme sind die untersuchten echten “Blockbuster”, in der Definition der beiden Forscher Filme, die in mehr als 500 Kinos gleichzeitig gezeigt wurden: Sie profitierten offenbar von der Schließung des Filehosters. Anders dagegen Filme, die in der durchschnittlichen oder einer unterdurchschnittliche Anzahl von Kinosälen gezeigt wurden.
Das Ergebnis formulieren Peukert und Claussen dennoch äußerst vorsichtig: Ihrer Ansicht nach könnte das nahelegen, dass die theoretische Annahme, dass Filesharing dazu beiträgt, dass Informationen von Verbrauchern mit keiner oder gering ausgeprägter Zahlungsbereitschaft zu Verbrauchern mit großer Zahlungsbereitschaft transportiert werden. Anders gesagt: Wer nicht bezahlen will und sich illegal Filme beschafft verbreitet trägt über Mundpropaganda anschließend dazu bei, dass sich andere sich diese Filme im Kino ansehen. Dieser Effekt scheint den Studienergebnissen zufolge besonders bei Produktionen ausgeprägt zu sein, die insgesamt ein kleineres Publikum ansprechen.