Was haben Rasierklingen und Speicher gemeinsam?

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1907 etablierte John D. Rockefeller ein Geschäftsmodell, das sich seitdem in vielen Bereichen etabliert hat: Seine Firma Standard Oil brachte spezielle Kerosin-Lampen mit einem langen Abzugshals aus Glas auf den chinesischen Markt. Von denen verkaufte sie pro Jahr etwa zwei Millionen für nur wenige Cent pro Stück. Anschließend fuhr das Unternehmen dicke Gewinne damit ein, den chinesischen Bauern teures Kerosin zu verkaufen, das es nirgendwo anders zu kaufen gab. Im angelsächsischen Raum hat sich seitdem der Ausdruck “Oil for the lamps of China” etabliert, der das Geschäftsmodell beschreibt.

Die meisten von uns erkennen womöglich eine Gemeinsamkeit zwischen Rockefellers Öllampen und dem Markt für Rasierer, wo ein günstiger Rasierer von den teuren Rasierklingen subventioniert wird. In der IT operieren die Druckerhersteller nach dem Schema: Sie verdienen ihr Geld nicht mit dem Druckgerät, sondern mit den Tintenpatronen, die man zum Drucken benötigt.

Even Powell ist CEO von Nexenta Systems und Autor dieses Expertenkommentars für ITespresso (Bild: Nexenta).

Nur wenigen ist bekannt, dass heutzutage in der Storage-Branche ein sehr ähnliches Modell Anwendung findet. Oberflächlich betrachtet sind die Voraussetzungen vollkommen anders: Festplatten und Flash-Speicher werden global wie Rohstoffe gehandelt und der Preis pro Gigabyte ist eigentlich jedem bekannt. Natürlich ist es ein bisschen komplizierter, da es nicht nur darum geht, die benötigten GByte mit den jeweiligen Marktpreisen zu multiplizieren. Es wird zusätzliche Hardware benötigt, um die Festplatten zu verwenden, genauso wie ein Dateisystem, Software und Funktionen, die das Beste aus dem Speicherplatz herausholen, je nachdem wofür der Speicher genutzt wird.

Nachdem jedoch die Entscheidung für ein komplettes Speicherpaket von einem spezifischen Hersteller getroffen wurde, nimmt die Geschichte eine Wendung à la Rockefeller. Es dauert nicht lange, bis die Nutzer bemerken, dass es sehr kompliziert sein kann, von einem Hersteller eines proprietären Systems auf eine günstigere Plattform umzusteigen. Man ist an einen einzelnen Hersteller gebunden – und das normalerweise für den kompletten Speicherbedarf. Und da viele der großen Speicherhersteller ein ähnliches Geschäftsmodell haben, mit dem sie versuchen, Kunden langfristig an ihre Systeme zu binden, glauben auch die Kunden mit der Zeit daran, dass die Kosten für Speicher nun mal einfach hoch sein müssen.

Nun stehen IT-Verantwortliche nicht erst seit gestern unter enormen Druck, die ständig steigenden Speicherbdürfnisse ihrer Unternehmen zu befriedigen. Es kann mitunter unmöglich sein zu planen, wie viel Speicher man zu welchem Zeitpunkt für wie viel Budget einplanen muss. Nur bei einem sind sich alle einig: Es wird auf jeden Fall teuer werden!

Zwar gibt es Alternativen von einigen Herstellern, die vordergründig relativ günstige Systeme anbieten, ihre Kunden dann aber in Nachhinein mit Aufschlägen für mehr Festplatten bestrafen, wenn mehr Kapazität gefragt ist, oder die teure SSDs an den Mann bringen, wenn die I/Os nicht mehr ausreichen. Welche Entscheidung der Kunde auch trifft, das Ergebnis sind hohe Speicherkosten, obwohl die Kosten für die einzelnen Speichermedien, wie HDDs und SSDs seit Jahren rückläufig sind. Es geht aber auch anders.

OpenStorage als Alternative

Eine Alternative besteht darin, den OpenStorage-Weg zu gehen. OpenStorage bedeutet, Speichersysteme zu nutzen, die mit einer offenen Architektur erstellt wurden und mit Standard-Hardware und einem Dateisystem auf Open-Source-Basis laufen. Standard-Hardware von einer Vielzahl von Anbietern nutzen zu können, bedeutet für Unternehmen aus einem großen Angebot auswählen und damit das Problem der Herstellerbindung umgehen zu können. Das schafft Flexibilität, beispielsweise, um ein System eines Herstellers zu ersetzen oder zu ergänzen und zusätzliche Hardware zu viel geringeren Kosten anschaffen zu können. Die Unternehmen sind nicht mehr der Planung der Hersteller für neue Produkte und deren ‘Steuer’ für zusätzliche Hardware unterworfen. In der Praxis sinkt bei OpenStorage der Preis bei weiteren Anschaffungen für Standard-Hardware im Gegensatz zu proprietären Systemen, wo die Kosten eher steigen.

OpenStorage-Lösungen müssen nicht an Funktionen sparen. Datei- oder Block-Speicher, Flash-Arrays, Flash als Cache, Inline-Deduplikation, unlimitierte Snaphsots, Cloning, unlimitierte Dateigröße, Hochverfügbarkeit und die Möglichkeit zum Scale-out sind gegeben. OpenStorage-Software auf Basis des Dateisystems ZFS macht Unified Storage mit SAN und NAS möglich, erzeugt Storage Pools aus verschiedenen Arten von Speicherhardware – und sorgt darüber hinaus für vollständige Datenintegrität. Mit OpenStorage können Kunden ihre Kosten für Speicher fast bis auf den letzten Cent berechnen. Die einzige Variable ist der Marktpreis für die Hardware selbst, der generell eher sinkt als steigt.

Welches Geschäftsmodell einige Speicherhersteller auch wählen, Speicher anzubieten muss nicht zwangsläufig nach demselben Muster ablaufen, das John D. Rockefeller auf Kosten von Millionen armer Bauern zum Multi-Milliardär machte. OpenStorage kann helfen, Speicherkunden dafür zu sensibilisieren, dass es einen besseren Weg gibt, um ihre Speicherbedürfnisse zu bedienen.

Der Autor
Even Powell, der Autor dieses Expertenkommentars für ITespresso, ist CEO von Nexenta Systems. Das Unternehmen bietet die Storagfeplattform NexentaStor an, die auf OpenStorage-ZFS-Technologie beruht. Sie erlaubt es, heterogene Speicherumgebungen zu verwalten. NexentaStor wird als kostenfreier Download angeboten. Die Community-Edition erlaubt die Verwaltung von bis zu 18 TByte.

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