Französische Reporterin schleicht sich mit versteckter Kamera bei Foxconn ein

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Der französische Fernsehsender TF2 hat gestern Abend in seiner renommierten Reihe Envoyé Spécial einen Bericht der französischen Reporterin Anne Poiret über die Arbeitsbedingungen bei Foxconn ausgestrahlt. Laut der Firma Upside TV, die den Bericht für TF2 produziert hat, ist es das erste Mal, dass es überhaupt gelungen ist, in den Anlagen des Unternehmens zu filmen.

Der französische Sender TF2 hat gestern Abend einen Bericht der Reporterin Anne Poiret über die Arbeitsbedingungen bei Foxconn ausgestrahlt (Screenshot: ITespresso bei YouTube).

Dazu hat Poiret Aktivisten mit versteckter Kamera in die Fabriken eingeschleust. Diese blieben zwischen vier und zehn Tagen in den Fabriken. Die Produktionsanlagen konnten sei allerdings nicht filmen, da keinerlei metallischen Objekte durch die Zugangskontrollen in den Fabrikationshallen gelassen werden.

In dem Bericht begleitet Poiret die Arbeiter daher bei ihrem Alltag. Sie versucht die Gründe für die Selbstmordwelle in vor zwei Jahren nachzuvollziehen und zeigt die drakonischen Maßnahmen, die zur Aufrechterhaltung der Disziplin und des hohen Arbeitstempos angewandt werden.

Der Bericht zeigt auch die Netze, die aufgehängt wurden, um Sprünge von den Fabrik- und Wohngebäuden zu verhindern und beschreibt, wie Foxconn Fertigungsanlagen in entlegenere Regionen des Landes verlagert hat. Die Reportage geht auch auf die mangelnden Arbeitsschutzmaßnahen, die Nachtarbeit und die Gesundheitsrisiken ein, die bereits Thema früher Berichte etwa des britischen Guardian oder auch einer chinesischen Tageszeitung waren.

Poiret konnte aber auch belegen, dass Foxconn erheblichen Druck auf 16jährige ausübt, damit diese in der Fabrik ein “Praktikum” machen. Nach Aussagen von zwei Betroffenen wolle niemand mehr bei Foxconn arbeiten, daher fehle es an Arbeitskräften.

“Dieses Praktikum hat mit ihrer Schulausbildung überhaupt nichts zu tun, aber sie haben keine Wahl: Tun sie es nicht, bekommen sie weder eine Studienförderung noch ein Diplom, erklärt die Journalistin in einem Interview mit der Zeitschrift Nouvel Observateur.

Für ihren Bericht hat Poiret die für die Unterbringung der Arbeiter errichteten Wohnheime und die viel kritisierte Foxconn-Fabrik in Shenzhen besucht. Laut Poiret werden die Arbeitszeitregelungen zwar inzwischen im Großen und Ganzen eingehalten, problematisch sei aber nach wie vor die Unterbringung der Arbeiter, insbesondere in den zur Fabrik in Zhengzhou gehörenden Anlagen. In dieser wird unter anderem das iPhone 5 hergestellt.

In der Reportage wurde zum Beispiel ein Vorarbeiter gefilmt, als er Neuankömmlingen erklärt, dass sie mit dem Anschluss von elektrischen Geräten in ihrer Wohnung vorsichtig sein sollten, da am Vortag durch einen Unfall 8 Personen den Tod gefunden hätten.

Poirets Team hat zwei 16jährige gefunden, die sich bereit erklärt haben, über ihre Erfahrungen mit Foxconn zu sprechen. Beide machen eine Ausbildung in einem Pflegeberuf. Ihr Lehrer habe sie verpflichtet, weit entfernt von ihrem Wohnort ein “Praktikum” bei Foxconn zu machen. Die beiden Schülerinnen bauten laut des Berichts während ihres Praktikums in der Fabrik in Zhengzhou iPhones zusammen – unter anderem entgegen den Arbeitszeitregelungen für Minderjährige auch in Nachtschichten.

Poiret glaubt aufgrund ihrer Recherchen, dass rund sieben Prozent der 200.000 Beschäftigten in Zhengzhou solche zwangsverpflichteten “Praktikanten” sind. Die meisten von ihnen stammen aus Zentralchina. Die dortigen Universitäten hätten mit Foxconn Vereinbarungen unterzeichnet. Allerdings lege die der Hersteller sehr großzügig aus – verschanze sich aber nach außen hinter der Legitimität der Verträge.

Die Reportage steht auf der Website von TF2 zum Anschauen bereit, ist aber mittels DRM nur für Nutzer aus Frankreich freigegeben. Die Produktionsfirma Upside TV hat allerdings drei Trailer mit Bildern aus der Reportage bei YouTube veröffentlicht:

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