Europas unbekannte IT-Standorte: Spanien

MobileMobilfunkStart-UpUnternehmen

Wer die Begriffe Hightech und Spanien miteinander verbinden will, denkt in der Regel an Barcelona. Die spanische Millionenmetropole beherbergt immerhin den Mobile World Congress. Infolge des Smartphone-Booms hat die Messe in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Bis 2018 darf Barcelona die Veranstaltung weiter ausrichten, die so etwas wie das technologische Aushängeschild geworden ist.

Barcelona richtet noch bis 2018 jährlich die Mobilfunkmesse Mobile World Congress aus (Foto: Barcelona Digital)

Doch mit der viertägigen Mobilfunkmesse gibt sich die zweitgrößte Stadt Spaniens und Hauptstadt Kataloniens nicht zufrieden. Die Stadt hat den Ehrgeiz “das Silicon Valley Europas” zu werden, wie die Frankfurter Allgemeine schreibt.

Hightech-Zentrum in Barcelona

Die Plattform für den Sprung nach vorne sollen Hightech-Zentren wie das Barcelona Digital Technology Centre (BDTC) bilden. Der Industriepark beherbergt jetzt schon internationale IT-Größen wie HP, IBM, Fujitsu, Capgemini oder Microsoft. Erklärtes Ziel des BDTC ist es, die Hightech-Industrie der Region Katalonien zu fördern. Das BDTC hat deshalb auch in den Städten Lleida und Girona Büroflächen.

Bei seiner Einrichtung 2005 viel bestaunt: Der von IBM in einer Kirche in Barcelona eingebaute Supercomputer Mare Nostrum – bei Inbetriebnahme mit einer Spitzenleistung von 40 Teraflops immerhin der viertschnellste Großrechner weltweit und der leistungsfähigste in Europa (Bild: IBM).

Auch der Bereich Research & Development soll erstarken. Das entsprechende Technologie-Center (Technological Transfer Center) beschäftigt sich unter anderem mit Software für die Weiterentwicklung von Spielen und der Benutzerschnittstelle zwischen Mensch und Computer. Der Internet- und Computersicherheit ist ebenfalls ein eigener Forschungsbereich gewidmet.

Bürogebäude für Hightech-Unternehmen im Technologiepark Barcelona Digital Technology Centre (Foto: Barcelona Digital)

Malaga Valley

Ein weiteres Zentrum der spanischen Hightech-Branche ist unter dem Namen “Malaga Valley” bekannt. In der Metropolregion der südspanischen Stadt Malaga gelegen, versammeln sich IT-Firmen und Start-ups im “Andalusia Technological Park”. Auf dem etwa 200 Hektar große Gelände arbeiten mehr als 15.000 Angestellte in knapp 600 Unternehmen. Nach Angaben des Betreibers des Technologie-Parks setzen die Unternehmen pro Jahr etwa 2,1 Milliarden Euro um. Mehr als 70 Prozent des Umsatzes stammen dabei von Firmen der IT- oder TK-Branche.

Auch die Universität ist mit mehreren Forschungsprojekten mit eingebunden. Daneben werden Telecommunication Engineering und Computer Engineering gelehrt. Wie bei solchen Hightech-Zentren üblich bietet der Betreiber auch die begleitende Infrastruktur und Dienste wie Kinderbetreuung, Verkehrsmittel, Restaurants und Ärztehäuser an.

Wirtschaft in der Krise

Ein paar erfolgreiche Technologiezentren machen Spanien aber noch nicht zur führenden Higtech-Nation. Seit 2008 hat die Finanzkrise auch die IT- und TK-Branche in Mitleidenschaft gezogen. So ist die Zahl der IT-Unternehmen von 18.000 im Jahr 2008 auf 16.000 im Folgejahr gesunken. Inzwischen erholt sich die Branche wieder etwas, wiewohl sie insgesamt noch schwächelt. So hat die TK- und IT-Branche im Jahr 2011 knapp 18 Milliarden Euro umgesetzt, wie aus einem Executive Summary der spanischen Regierung hervorgeht. Das sind 2 Prozent weniger als noch 2010.

2011 waren etwas weniger als 200.000 Menschen in der spanischen Hightech-Industrie beschäftigt, das sind nur etwa ein Prozent aller Beschäftigten des Landes (das rund 47 Millionen Einwohner hat). Zum Vergleich: Laut Bitkom ist in Deutschland (mit knapp 82 Millionen Einwohnern) 2011 die Zahl der Beschäftigten in der ITK-Branche um 10.000 auf rund 858.000 gestiegen. Für 2012 prognostizierte der Verband einen weiteren Anstieg der Beschäftigung in der ITK-Branche – um mindestens 5000 bis 6000 neue Jobs.

Die Website des Barcelona Digital Technology Centre

Vor allem der Absatz von Hardware wie Notebooks ist im kriselnden Spanien zurückgegangen. Der Software-Markt hat 2011 hingegen um 1,1 Prozent zugelegt, wie die Autoren des Regierungsberichts schreiben. Vor allem Datenbank-Software liegt mit einem Zuwachs von fast 11 Prozent im Plus. Der Bereich IT-Dienstleistungen verzeichnete 2011 mit einem Gesamtumsatz von rund 8,3 Millionen Euro ein Wachstum von 0,5 Prozent.

Noch eine interessante Zahl bringt das Executive Summary: Spanische IT-Unternehmen gaben 2011 immerhin 4 Prozent ihrer Einnahmen für Forschung & Entwicklung aus, insgesamt waren das 712 Millionen Euro. Weitere Informationen zum Thema finden Interessenten auf der Seite der spanischen Handelskammer Cámara de Comercio e Industria de Madridani.

ITespresso-Serie: Europas unbekannte IT-Standorte

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