China macht Ubuntu zum Volks-OS

BetriebssystemOpen SourceSoftwareWorkspace

Die chinesische Regierung arbeitet zusammen mit Canonical an einer “Ubuntu Kylin” genannten Referenzarchitektur für Standardbetriebssysteme. Die erste Desktopversion soll auf Ubuntu Linux 13.04 basieren und im April 2013 verfügbar sein. Versionen für Server, Cloud, Tablet und Smartphone sollen folgen. Das haben jetzt Ubuntu-Sponsor Canonical und das China Software and Integrated Chip Promotions Centre (CSIP), das zum chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnik gehört, bekannt gegeben.

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China engagiert sich im Rahmen eines Fünfjahresplans, der Open-Source-Software fördern und das Wachstum des Open-Source-Ökosystems in China beschleunigen soll, für Ubuntu. CSIP, Canonical und die chinesische National University of Defense Technology (NUDT) haben ein gemeinsames Entwicklungszentrum in Peking gegründet, in dem Entwickler der Beteiligten an der chinesischen Ubuntu-Version für Desktop und Cloud arbeiten.

“Diese Zusammenarbeit wird durch lokale Investitionen und Mitarbeit sicherstellen, dass die Plattform für den chinesischen Markt relevant ist”, erklärte Canonical-CEO Jane Silber. “Außerdem wird die enge Abstimmung mit dem weltweiten Ubuntu-Projekt dafür sorgen, dass sie den Software- und Hardwareanbietern vertraut ist sowie förderlich für Exportprodukte chinesischer Firmen.”

Die erste Ausgabe von Ubuntu Kylin passt die Software auf den chinesischen Markt an. Sie bringt dazu chinesische Zeichensätze, Eingabe- und Kalenderfunktionen sowie eine integrierte Suche bei beliebten chinesische Musikdiensten. Weitere Versionen sollen Karten von Baidu, Angebote des Online-Auktionsdienstes Taobao, Zahlungsabwicklung durch chinesische Banken sowie aktuelle Bahn- und Fluginformationen bringen.

Das Ubuntu-Kylin-Team arbeitet zudem auch mit Kingsoft in Hongkong zusammen. Das Unternehmen bietet mit WPS die in China gängigste Office-Suite an. Vorgesehen ist auch die Entwicklung neuer Tools für Bildbearbeitung und Systemverwaltung, die auch in andere Ubuntu-Versionen weltweit integrierbar wären.

Die chinesische Regierung veröffentlichte bereits 2007 ein Kylin OS, das auf Mach und FreeBSD aufsetzte. Es war offenbar als sicheres Betriebssystem für Regierungsorganisationen gedacht. Ubuntu Kylin hingegen zielt auf den breiten Verbrauchermarkt. Laut BBC wird es vielfach als Versuch Chinas gesehen, seinen IT-Sektor zugunsten einheimischer Alternativen vor westlicher Software abzuschirmen.

[mit Material von Nick Heath, ZDNet.com]

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