Crowdfunding wird auch in Deutschland beliebter

Crowdfunding-Plattformen gibt es mehrere und die Finanzierungsform setzt sich hierzulande immer mehr durch. Alleine die Plattform Seedmatch habe 67 Vollzeitjobs in noch nicht ganz einem Quartal erschaffen, klopft sich der Service in einer Zwischenbilanz selbst auf die Schulter. Als Arbeitsplätze werden nur echte Vollzeitstellen gezählt, also keine Praktikanten, Werkstudenten und so weiter.

Die 67 Vollzeitstellen seien seit dem Zuschuss durch Crowdfunding bei 36 jungen Unternehmen geschaffen worden. Seedmatch habe das über die Plattform investierte Kapital im Vergleich zum vierten Quartal 2012 um 43 Prozent auf insgesamt über 4,3 Millionen Euro steigern können. Das sei ein Erfolg für die Gründungskultur in Deutschland und die gesamte Crowdfunding-Branche.
Schon über 13.000 Nutzer haben sich bisher bei Seedmatch angemeldet, meldet der Platzhirsch unter den Crowdfunding-Plattformen in Deutschland. Sicher sind nicht alle davon aktive Investoren. Dennoch meldet die Statistik des Unternehmens, dass der durchschnittliche Geldanleger der Plattform in der Regel sein Geld in 2,5 Startups investiert, meist männlich (90,2 Prozent) und rund 36 Jahre alt ist. Im Schnitt legt der Durchschnitts-Seedmatch-Investor 637 Euro an.
“44 Prozent der aktiven Nutzer haben bereits Beteiligungsverträge mit mehr als einem Start-up abgeschlossen. Fast 10 Prozent investierten bisher in mehr als fünf junge, innovative Unternehmen. 76,2 Prozent der Investments betragen 500 Euro oder weniger”, fasst das Geldvermittlungsportal seine Statistik zusammen.
Von den bis zum Stichtag am 31. März 2013 insgesamt 36 Seedmatch-Projekten beendeten bereits vier Start-ups das Crowdfunding mit einem Betrag von jeweils 250.000 Euro oder mehr (miBaby, eTukTuk, carzapp und Refined Investment). Weitere vier Start-ups liegen mit ihrem Crowdfunding bereits weit über der Mindestsumme von 50.000 beziehungsweise 100.000 Euro (Front Row Society, Honestly, Saustark Design und Changers.com). “KRYD und Roomsurfer sind auf dem besten Wege, die Fundingschwelle zu erreichen”, freut sich Seedmatch.
“Im Durchschnitt investieren 177 Privatanleger auf Seedmatch in ein Startup. Seedmatch geht aufgrund der steigenden Funding-Volumen davon aus, dass die durchschnittliche Investorenanzahl pro Start-up kontinuierlich steigen wird”, meldet das Portal. Zusammen mit Refined Investment habe man zudem einen Europarekord aufstellen können: Innerhalb von 9 Stunden und 41 Minuten sammelte ein Crowd-finanziertes Start-up 350.000 Euro ein. In so kurzer Zeit habe noch nie ein Start-up in Europa eine so hohe Summe über Crowdfunding erreicht. Refined Investment ermöglicht Privatpersonen über eine Online-Plattform einen Zugang zu professionellen, automatisierten Handelssystemen an der Börse. Mit dem eingesammelten Kapital beginnt das junge Unternehmen nun seine Internationalisierung.
Auch die “Massenfinanzierung” ist nicht so einfach wie sie klingt
Wer über die Plattform Geld einsammeln will, muss zunächst eine Bewerbung für das Crowdfunding einreichen. Im ersten Quartal 2013 habe Seedmatch 292 davon erhalten, und nur 95 dieser Geschäftsideen habe sich das Seedmatch-Team in Form eines Businessplans näher angesehen. Von den übrig gebliebenen 23 Gründerteams, die daraufhin nach Dresden zu Seedmatch eingeladen worden waren, hätten schließlich neun Start-ups tatsächlich ein Crowdfunding auf der Onlineplattform gestartet. Eine gute Idee alleine reicht eben auch beim Crowdfunding nicht, um erfolgreiche Unternehmen auf den Weg zu bringen.
Wengleich das Crowdfunding sich in Deutschland gerade etabliert: Weltweit ist es schon sehr viel weiter. Dem US-Unternehmen Massolution zufolge wurden 2012 weltweit 2,7 Milliarden Dollar via Crowdfunding eingesammelt. Das entspricht einer Steigerung von 81 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2013 gehen die Experten des Anbieters sogar von 5,1 Milliarden Dollar aus.

Besonders beliebt ist das Finanzierungsmodell in den USA. Auf Plattformen wie Kickstarter investierten Unterstützer im vergangenen Jahr rund 1,6 Milliarden Dollar in Projekte und Geschäftsideen. In Europa kamen so 945 Millionen Dollar zusammen.
Asiaten (33 Millionen Dollar) scheinen sich dagegen bisher wenig für Crowdfunding begeistern zu können. In Südamerika und Afrika spielt das Finanzierungsmodell praktisch keine Rolle.
Crowdfunding ist offenbar ein Erste-Welt-Phänomen. Hintergrund dürfte der größere Wohlstand in den westlichen Industrieländern sein. Die Mehrheit der in Schwellen- und Entwicklungsländern lebenden Menschen besitzt vermutlich nicht das nötige Kapital, um via Crowdfunding zu investieren.
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