DSL-Drosselung: Über die Hälfte der Nutzer fürchtet Einschränkungen

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Heute ist die Deutsche Telekom etwas zurückgerudert: Statt wie zunächst geplant mit 384 KBit/s sollen Festnetzkunden mit DSL-Anschlüssen nach Erreichen der Highspeed-Volumengrenze doch noch mit 2 MBit/s online gehen können. Den seit Anfang Mai gültigen Geschäftsbedingungen zufolge drosselt die Telekom ab 2016 den DSL-Zugang bei einem 16-MBit/s-Anschluss nach 75 GByte Verbrauch bis zum Ende des Abrechnungszeitraums. Wer dann weiterhin schnell surfen will, muss zuzahlen.

Bei Anschlüssen mit 50, 100 und 200 MBit/s liegt die geplante Obergrenze für das übertragbare Datenvolumen derzeit bei 200, 300 und 400 GByte. Allerdings können sich diese Werte noch ändern, wie Michael Hagspihl, Marketingchef der Telekom Deutschland, erklärte: “Vor der Einführung 2016 werden wir uns den Durchschnittsverbrauch unserer Kunden genau ansehen und die Inklusivvolumina gegebenenfalls anpassen.” Noch sei es zu früh, über Details der Tarife in drei Jahren zu sprechen.

Im April hatte die Telekom mit ihrer Ankündigung, für Festnetz-Internetanschlüsse 2016 eine Drosselung einzuführen, eine Protestwelle ausgelöst. Politikern verwiesen auf die Netzneutralität, Verbraucherschützer mahnten den Konzern ab und Kunden stürzten sich auf Online-Petitionen.

Telekom-Chef René Obermann wies die Kritik an dem Vorhaben allerdings unter anderem mit dem Hinweis zurück, dass Schlagworte wie Netzneutralität und “Sicherstellung von Wettbewerb” in der Debatte missbraucht würden, um “einen Flatrate-Anspruch auf unbegrenztes Datenvolumen im Internet zu zementieren”. Obermann argumentierte weiter, die meisten Kunden seien von der Preisänderung gar nicht betroffen.

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Über die Hälfte der Umfrageteilnehmer bei ITespresso geht durch die Pläne der Telekom zur DSL-Drosselung von Beeinträchtigungen aus (Grafik: ITespresso, zum Vergrößern klicken).

Das sehen die Leser von ITespresso anders. In einer auf unserer Site im Mai durchgeführten Umfrage gaben 52 Prozent der über 900 Umfrageteilnehmer an, dass sie von den Drosselungsplänen betroffen wären. 14 Prozent waren sich nicht sicher, etwa weil sie keine exakte Vorstellung davon haben, wie viel Traffic an ihrem DSL-Anschluss überhaupt entsteht, und entschieden sich für die Antwortmöglichkeit “Ich glaube nicht, dass mich das betrifft.”

Etwa ebenso viele (16 Prozent) sind sich sicher, dass sie von der Drosselung in dem Maße, wie sie geplant ist, nicht betroffen sind. Und 18 Prozent kommen aller Voraussicht nach gar nicht in die Verlegenheit, solche Datenmengen zu transportieren, da ihr Internetanschluss das nach ihrem Ermessen gar nicht zulassen würde.

Die Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ – aufgrund mehrerer Faktoren: Ersten finden sich auf ITespresso eher moderner Technik gegenüber offen eingestellte Leser, die ihren DSL-Anschluss wahrscheinlich intensiver nutzen, als technikferne Bevölkerungsschichten. Zweitens ist die Neigung an so einer Online-Umfrage teilzunehmen bei Personen, die sich betroffen fühlen, naturgemäß höher als bei Personen, die durch die Änderungen keine Verschlechterung ihrer Situation befürchten.

Dennoch geben die Ergebnisse ein interessantes Stimmungsbild ab. Und sie legen nahe, dass möglicherweise nicht nur die die drei Prozent “Supersauger”, die nach Ansicht der Telekom den anderen den Spaß am Netz vermiesen, von den Plänen betroffen sein werden, sondern eben auch Menschen, die viel aus dem Home Office arbeiten, die intensiv Unterhaltungsangebote nutzen, die von anderen Anbietern als der Telekom stammen oder die den DSL-Anschluss für ihre Firma benötigen. In diesem Sinne sind die Ergebnisse auch ein Appell an den Obermann-Nachfolger, sich die Sache mit der Drosselung noch einmal gründlich zu überlegen.

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