Immersion: So viel verraten Metadaten über Mail-Nutzer

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Der GCHQ hat offenbar Kunden und Technologien der deutschen Firmen Stellar, Cetel und IABG ausgespäht (Bild: Shutterstock/Brian A ).

Mit Immersion veranschaulicht das MIT die Möglichkeiten, die sich durch die Auswertung von Metadaten ergeben, wie sie der US-Geheimdienst NSA und auch europäische Geheimdienste in großem Stile sammeln. Das Online-Projekt durchsucht dazu ein Gmail-Konto, ermittelt daraus ein Beziehungsgeflecht und stellt es in einem Netzwerkdiagramm dar.

Das Programm fragt Gmail-Nutzer nach E-Mail-Adresse sowie Passwort und visualisiert binnen Minuten die Metadaten. Es muss dazu nicht auf Kommunikationsinhalte zugreifen. Für die Auswertung genügen ihm die Metadaten – wann, an wen und wie oft E-Mails versandt wurden. Das Programm ist auch mit anonymisierten Daten zu erproben. Entwickelt wurde die Software von Cesar Hidalgo, Professor am MIT Media Lab, zusammen mit zwei Studenten. Hidalgo sieht in solchen Metadaten eine “Wissenswolke” über das eigene Verhalten. Seiner Ansicht nach könne die Beschäftigung damit das eigene Leben verändern.

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Beispiel für ein mit Immersion erstelltes Kommunikationsprofil (Screenshot: ZDNet).

MIT-Forscher Ethan Zuckerman hat das Programm erprobt. Er veröffentlichte die Auswertung, erläutert sein eigenes Kommunikationsprofil ausführlich und kommt zu dem Schluss, dass “diese Metadaten ein sehr enthüllendes Porträt von mir zeichnen”.

Neben E-Mail-Daten erfassen die NSA-Spähprogramme außerdem ähnliche Metadaten über Telefonverbindungen, Zugriffe auf Websites und Suchanfragen. In der Gesamtheit entsteht so ein noch weit umfassenderes Bild über Beziehungen und Aktivitäten. Was allein die Verbindungsdaten eines Mobiltelefons hergeben, illustriert eine schon 2011 erstellte interaktive Grafik mit den Vorratsdaten des Grünenpolitikers Malte Spitz. Um sie erstellen zu können, musste Spitz zuvor die Deutsche Telekom auf Herausgabe seiner Daten verklagen.

Immersion räumt auch mit dem im Zusammenhang mit PRISM mehrfach angeführten Argument auf, es handle sich ja “nur” um Metadaten. “Das sind nur Metadaten”, sagte beispielsweise Dianne Feinstein, Vorsitzende des Ausschusses für die Nachrichtendienste im US-Senat. “Da sind keine Inhalte dabei.”

PRISM-Enthüller Edward Snowden warnte jedoch in einem Interview ausdrücklich davor, die Bedeutung von Metadaten zu unterschätzen. “Sie sind meist wertvoller als der Inhalt der Kommunikation”, erklärte er. Durch sie könnten Analysten erfahren, wer wann mit wem in Verbindung stand, und auf dieser Grundlage entscheiden, welche Datensätze und Kommunikationsinhalte sie sich genauer ansehen wollen. “Die Metadaten sagen einem, was man vom breiten Datenstrom tatsächlich haben will.” Zum Zielobjekt könne man schon “aufgrund des eigenen Facebook-Profils oder der eigenen E-Mails werden.”

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

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