TU München präsentiert E-Mobility-Projekt Visio.M

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TU München Visio.M

TU München Visio.MForscher des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der TU München haben jetzt in ihrem E-Mobility-Projekt gezeigt, dass das so genannte teleoperierte Fahren im öffentlichen Straßenverkehr sicher funktioniert. Anwendungsmöglichkeiten sehen die Tüftler vom Car-Sharing-Fahrzeug, das vor die Haustür bereitgestellt wird über Parkservices in Innenstädten bis hin zur ferngelenkten Fahrt von Elektroautos zur nächsten Ladesäule.

Als Testfahrzeug wurde das Elektroauto Visio.M mit sechs Videokameras ausgerüstet und sämtliche Funktionen über ein zentrales Steuergerät schaltbar gemacht. Die Videobilder laufen in einem Computer zusammen und werden dann codiert über LTE zu der Fernsteuerung, dem Operatorarbeitsplatz, gesendet. Dort sitzt der Fahrer wie in einem Fahrsimulator mit Lenkrad, Schalttafel und Pedalen vor drei Monitoren. Diese zeigen die Bilder von bis zu fünf nach vorn und zur Seite gerichteten Kameras, die in der Mitte der Windschutzscheibe vor dem Rückspiegel angebracht sind. Eine weitere Kamera zeigt den Blick nach hinten. Das Lenkrad ist ein Force-Feedback-Wheel, das über Stellmotoren Haltekräfte zurückmeldet und so ein sehr realistisches Fahrgefühl vermitteln soll. Gleiches gilt für die Bremse, die auf den ausgeübten Druck am Pedal anspricht. Neben einer kompletten Rundumsicht wird dem Fahrer an seinem Operatorplatz auch der Ton aus dem Wageninneren über Dolby 5.1 räumlich korrekt dargestellt.

TU München Visio.MDie Forscher setzen bei der Bandbreite für die Übertragung der Videobilder, des Tons und der Steuerdaten auf das in vielen Großstädten großräumig ausgebaute LTE-Netz und den weiteren Ausbau der Mobilfunknetze. Zudem verweisen sie auf den nächsten Video-Codec H.265 mit einer noch effizienteren Komprimierung der Bilder auf nur noch 50 Prozent der jetzigen Größe. Notfalls wäre aber auch heute schon eine Übertragung über das viel langsamere UMTS-Netz möglich. Auch die Verzögerung läge laut der TU München dabei immer noch weit unter einer halben Sekunde.

Sollte die Bandbreite aber tatsächlich einmal nicht ausreichen oder die Verbindung sogar ganz abreißen, wird das Fahrzeug automatisch bis zum Stillstand abgebremst. Trotz aller technischen Machbarkeit müssen vor einem möglichen regulären Einsatz solcher Systeme noch juristische Hürden genommen werden. Dennoch sind die Forscher der TU München davon überzeugt, dass das teleoperierte Fahren schon innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre Realität werden könnte. Denn die Kosten sind überschaubar. Kamera und Elektronik für die Fernsteuerung kosten inzwischen nicht mehr als manch anderes Ausrüstungspaket.

VisioM_Logo_300Am Forschungsprojekt “Visio.M” beteiligen sich, neben den Automobilkonzernen BMW AG (Konsortialführer) und Daimler AG, die Technische Universität München als wissenschaftlicher Partner, sowie Autoliv B. V. & Co. KG, Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Continental, E.ON AG, die Finepower GmbH, Hyve AG, die IAV GmbH, InnoZ GmbH, Intermap Technologies GmbH, LION Smart GmbH, Amtek Tekfor Holding GmbH, Siemens AG, Texas Instruments Deutschland GmbH und TÜV SÜD AG. Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms IKT 2020 und des Förderschwerpunkts “Schlüsseltechnologien für die Elektromobilität – STROM” des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) über 2,5 Jahre gefördert und hat ein Gesamtvolumen von 10,8 Mio. Euro.

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