Microsoft-Chef Steve Ballmer geht – und hat noch keinen Nachfolger

Steve Ballmer hat am Freitag offiziell das Handtuch geworfen. Er will nun in Rente gehen. Die Ankündigung von Microsoft-Chef Steve Ballmer, innerhalb des nächsten Jahres Pensionär zu werden, hat den Aktienkurs seines Unternehmens beflügelt: Das Papier legte um über 7 Prozent zu. Die Medien überstürzten sich sowohl in Abgesängen (“Warum Ballmer versagte” schreibt etwa “The New Yorker”) als auch in Lobeshymnen über den angeblich falsch eingeschätzten Manager (Time-Autor Harry McCracken schreibt, es könnte in “Paralleluniversen mit einer anderen Geschäftsführung, Bill Gates eingeschlossen, noch viel schlechter gelaufen sein.”)

In der Pressemitteilung zum bevorstehenden Abgang wird Ballmer mit den Worten zitiert: “Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für eine solche Entscheidung. Doch jetzt ist die Zeit reif.” John Thompson, Mitglied des Microsoft-Verwaltungsrats, wurde mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt. Bis ein Kandidat gefunden wird, bleibt Ballmer als CEO im Amt – maximal aber 12 Monate. Als Miteigentümer mit einigen Milliarden US-Dollar Aktienwert düfte er einen angenehmen Vorruhestand genießen und dennoch bei Microsoft mitentscheiden können – sogar bei der Wahl des eigenen Nachfolgers. Gerüchte sprachen schon von dem bereits gegangenen Windows-Manager Steven Sinofsky als potentiellem “Thronfolger” – doch ob der zu Microsoft zurückkommen will, ist mehr als fraglich.
2008 sahen die Zukunftspläne des Microsoft-Chefs noch anders aus. Damals plante er, so lange CEO zu bleiben, bis sein jüngster Sohn das College verlassen habe – das wäre ungefähr 2018 gewesen.
Der Microsoft-Chef steht schon seit längerer Zeit in der Kritik. Das Wirtschaftsmagazin Forbes kürte ihn 2012 zum schlechtesten CEO eines in den USA börsennotierten Unternehmens. Er habe es verdient, gefeuert zu werden, weil er eine Belastung für die Mitarbeiter und den Aktienwert des Unternehmens sei, lautet damals das vernichtende Urteil. “Er hat Microsoft nicht nur im Alleingang aus einigen der am schnellsten wachsenden und lukrativsten IT-Märkte (Mobile, Musik, Smartphones, Tablets) herausgesteuert, sondern in der Folge auch Wachstum sowie Gewinn seiner Firma und von ‘Ökosystem’-Unternehmen wie Dell, Hewlett-Packard und Nokia geopfert”, begründete Forbes-Autor Adam Hartung die Wahl.
Dem Wirtschaftsmagazin zufolge sollte man Ballmer nicht weiter erlauben, auf Kosten von Aktionärsvermögen und Arbeitsplätzen ein so hohes Risiko einzugehen. Es sei besser, der Microsoft-CEO würde sich zurückziehen und sein Vermögen genießen. Diese Zeit ist nun gekommen.
ZDNet.com hat eine von Steve Ballmer an die Mitarbeiter geschickte E-Mail im Volltext veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem, die besten Tage lägen noch vor Microsoft. “Microsoft ist unglaublich. Ich liebe diese Firma.”

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[mit Material von Kai Schmerer, ZDNet.de]