Google nennt Zeitplan für Entwicklung eines modularen Smartphones

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Google hat Einzelheiten zu dem im Oktober 2013 erstmals vorgestellten Project Ara genannt. Dessen Ziel ist es, eine offene Hardwareplattform für modulare Smartphones zu schaffen. Die Entwicklung lag bei Motorola in den Händen der Forschungsabteilung ATAP (Advanced Technology and Projects), die im Gegensatz zu zum Rest von Googles Motorola-Sparte nicht an Lenovo verkauft wurde. Offenbar soll bereits Anfang 2015 mit der Vermarktung des modularen Smartphones begonnen werden.

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Erste Bilder von Project Ara (Bild: Motorola).

Ara setzt auf einer Basisstruktur auf, die Module nach Wunsch aufnehmen soll. Der Benutzer könnte sich etwa für ein größeres Display entscheiden, eine Tastatur oder eine zusätzliche Batterie. Ein weiterer, großer Vorteil ist, dass defekte Module erneuert oder innovative neue Module eingesetzt werden könnten. Das würde eine längere Nutzungsdauer ermöglichen, als sie bei aktuellen Smartphones üblich ist. Um das Ganze komfortabler zu machen, soll der Austausch von Modulen sogar während des Betriebs möglich sein und keinen Neustart erfordern.

“Wir gingen der grundlegenden Frage nach, ob wir für Hardware leisten können, was Android und andere Plattformen für Software getan haben”, erklärte Ara-Projektleiter Paul Eremenko im Gespräch mit Time. “Was bedeutet, die Eintrittsbarriere so weit abzusenken, dass zehntausende oder hunderttausende Entwickler anstelle von nur fünf oder sechs großen Herstellern im Hardwarebereich eine Rolle spielen können.”

Eine Basisvariante des Geräts soll mit WLAN ausgerüstet und für 50 Dollar produzierbar sein. Die Nutzer könnten sie mit unterschiedlichen Modulen wie Kamera, Lautsprecher oder einem besseren Prozessor aufrüsten. Das aus Aluminium gefertigte Gerüst kommt in drei Größen und sorgt für die Vernetzung der Module. Die mit Permanentmagneten festgehaltenen Module sind vier Millimeter dick und ermöglichen so ein komplettes Mobiltelefon mit einer Dicke von 9,7 Millimeter.

Entwicklerkonferenz für Project Ara im April

Bei der Entwicklung arbeitet Googles Forschungsabteilung mit externen Unternehmen sowie Universitäten zusammen. Zu den Projektpartnern gehört unter anderem 3D Systems, das eine neue Generation schneller 3D-Drucker vorbereitet, mit denen sich nach Nutzerwünschen anpassbare Modulgehäuse fertigen lassen.

Am 15. und 16. April findet die erste Konferenz für Ara-Entwickler in Mountain View statt, auch eine kostenlose Online-Teilnahme ist vorgesehen. Voraussichtlich ab April soll eine Vorversion des Module Developer Kits (MDK) bereitstehen.

Mit dem Project Ara verwertet Google die vor rund zweieinhalb Jahren für über drei Millionen Euro vom israelischen Unternehmen Modu gekauften Patente. Das wollte bereits Anfang 2008 ein erweiterbares Baukasten-System rund um ein Telefonmodul schaffen. Außerdem holte sie den niederländischen Designer Dave Hakkens, der mit Phonebloks ebenfalls eine offene und modulare Plattform in Arbeit hatte. “Wir haben grundlegende technische Arbeit geleistet, Dave hat eine Community geschaffen”, erklärt Motorola dazu.

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Das Gehäuse des von ZTE präsentierten Prototyps Eco Mobius ist neben dem Display die einzige Komponente, die nicht ausgetauscht werden kann (Bild: CNET.com).

Auf der CES in Las Vegas hat zudem ZTE im Januar seinen Entwurf für ein modulares Smartphone gezeigt. Das Eco Mobius. Auch der Ansatz des chinesischen Herstellers bietet Nutzern die Möglichkeit, einzelne Komponenten sukzessive auszutauschen – etwa wenn ein Modul defekt ist oder ein Bauteil gegen höherwertige Hardware ausgetauscht werden soll. Die einzigen Bauteile, die beim Eco Mobius nicht durch andere ersetzt werden können, sind das Display und das Gehäuse. Letzteres hält sämtliche Module zusammen.

Der niederländische Designer Dave Hakkens hat mit Phonebloks eine offene und modulare Plattform für Smartphones erdacht, nun ist er am Project Ara beteiligt.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]

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