Einweg-Mail-Adressen: Stuttgarter Firma wehrt sich gegen Apple-Patent

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TrashMail Logo (Bild: TrashMail.com)

Der Stuttgarter Entwickler Stephan Ferraro sieht den von ihm betriebenen Dienst TrashMail.net durch ein kürzlich veröffentlichtes Apple-Patent bedroht. Er hat deshalb nun Einspruch gegen den Softwarepatentantrag von Apple eingereicht – schätzt die Erfolgsaussichten wegen der unterschiedlichen Gepflogenheiten bei Softwarepatenten in Europa und den USA aber gering ein.

Logo von TrashMail.net

In der zusammenfassenden Beschreibung für das US-Patent 20140047043 heißt es: “Die Wegwerf-E-Mail-Adresse wird von einem E-Mail-Server erzeugt, der die Korrespondenz verwaltet, damit die damit verbundene feste E-Mail-Adresse nicht sichtbar wird.” Dennoch soll es weiterhin möglich sein, den zeitweiligen Adressen Kontextinformationen zuzuordnen, die in den versandten Mails nicht sichtbar sind. Damit bekämen die Nutzer ein Werkzeug an die Hand, um zu überprüfen, wer ihre Adresse an wen weitergibt.

Apple war beim Schreiben des Patentantrags bekannt, dass es bereits Anbieter von Wegwerf-E-Mail-Adressen gibt. Nach Ansicht des Konzerns sind diese Dienste jedoch umständlich zu handhaben und würden selten genutzt, weil sie mit dem standardmäßig genutzten E-Mail-Provider integriert seien. Daher würden sie relativ selten genutzt. Als nachteilig bezeichnet Apple auch, dass die Wegwerf-Adressen in der Regel leicht als solche zu erkennen seien und daher nicht immer und überall akzeptiert würden. In Deutschland hilft dabei Dienstanbietern etwa der Service Mogelmail.de.

Ferraro hält dem entgegen, dass für TrashMail.net lediglich die Anmeldung auf der Webseite oder die Installation eines für Firefox, Chrome, Safari und Opera verfügbaren Browser-Add-Ons erforderlich ist. “Danach kann man sich kostenlos bei jeder beliebigen Webseite anmelden und statt der echten E-Mail-Adresse diese temporäre E-Mail-Adresse nutzen. Eingehende E-Mails werden an die echte E-Mail-Adresse weitergeleitet und ersparen es dem Nutzer, sein echtes Mailprofil preiszugeben.”

Stephan Ferraro von TrashMail.net
Der Stuttgarter Entwickler Stephan Ferraro sieht den von ihm betriebenen Dienst durch einen kürzlich veröffentlichten Patentantrag von Apple bedroht (Bild: TrashMail.net).

In der kostenlosen Version erlaubt die Wegwerf-Adresse bis zu zehn Weiterleitungen und hat eine Gültigkeit von einem Monat. Danach wird sie gelöscht, ohne dass der Nutzer sich weiter darum kümmern muss. In der kostenpflichtigen Version sind Nutzungsdauer und Anzahl der Weiterleitungen unbegrenzt.

Wird Apples Antrag als Patent angenommen, befürchtet Ferraro hohe Lizenzzahlungen. Denn in der EU ist es im Gegensatz zu den USA nahezu unmöglich, Softwarepatente anzumelden. Geklärt werden müsste dann außerdem, ob TrashMail.net von US-amerikanischen Anwendern noch genutzt werden darf. Deshalb hat der Stuttgarter Entwickler Einspruch gegen den Softwarepatentantrag von Apple eingereicht.

Dasselbe Problem wie TrashMail.net dürften auch andere Anbieter haben, etwa, Garbagemail.org, Hidemyass.com, Spambog.com, SendSpamHere.com, Spoofmail.de und Trash-Mail.com. Von diesen war für eine Stellungnahme jedoch noch keiner erreichbar.

Update 17 Uhr 28: Benjamin Zingelmann von Spoofmail.de hat die Veröffentlichung des Patentantrags, wie er auf Anfrage von ITespresso mitgeteilt hat, “mit Besorgnis zur Kenntnis genommen und über einen Widerspruch nachgedacht.” Seine Entscheidung steht allerdings noch aus. Zingelmann begrüßt aber grundsätzlich die Initiative von Ferraro. Allerdings sieht er nicht so schwarz wie der Stuttgarter: “Da sich die technischen Details des Antrags in wesentlichen Punkten mit denen meines Dienstes spoofmail.de nicht überschneiden, sehe ich meinen Dienst derzeit nicht gefährdet.”

“Ich bin leider wenig zuversichtlich, dass ich mich gegen einen so großen Konzern wie Apple wirklich zu Wehr setzen kann”, erklärt Ferraro in einer Pressemitteilung. “Dafür ist die Rechtsprechung in den USA und Europa viel zu unterschiedlich. Aber ich möchte auf der anderen Seite auch nichts unversucht lassen, meinen E-Mail-Dienst auch weiterhin betreiben zu können.”

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