Amazon will Buchverlage durch Lieferverschleppungen gefügig machen

Amazon liefert gedruckte Werke von Buchverlagen, mit denen es sich bei Preisnachlässen auf E-Books nicht einig ist, mit deutlicher Verzögerung aus. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Freitagsausgabe. Demnach verlangt Amazon statt der bislang üblichen Rabatte von dreißig Prozent für E-Books nun vierzig bis fünfzig Prozent. Die wolle aber zum Beispiel der schwedische Bonnier-Verlag, zu dem in Deutschland unter anderem Ullstein, Piper und Carlsen gehören, nicht einräume.
“Um Druck auf Bonnier auszuüben, werden seit Anfang Mai zahlreiche Titel von dem Konzern angehörenden Verlagen nur mit langen Lieferfristen verkauft, obwohl die jeweiligen Titel problemlos vorrätig wären“, schreibt die F.A.Z. Die Tageszeitung führt weiter aus, Amazon habe gegenüber Bonnier auf Anfrage erklärt, dass die Verzögerungen in Zusammenhang mit den laufenden Verhandlungen stehen. Dass wiederum hat Ullstein-Verlegerin Siv Bublitz gegenüber der F.A.Z. gesagt. Andere deutsche Verlage sind dem Blatt zufolge bislang nicht mit derartigen Forderungen seitens Amazon konfrontiert worden.
Unter Berufung auf Branchenkenner bezeichnet die F.A.Z. das aktuelle Ringen um Rabatte auf E-Books als Versuch Amazons, seine “marktbeherrschende Stellung am E-Book-Markt zu sichern.” Über einen ähnlich gelagerten Streit zwischen Amazon und der französischen Hachette Book Group in den USA hatte vor einigen Tagen bereits die New York Times berichtet.

Jordan Meijas, New-York-Korrespondent der F.A.Z., den Streit Mitte dahingehend interpretiert, dass sich Amazon trotz seiner Marktdominanz in einer schwierigen Lage befinde: “Seit Monaten steht die Aktie unter Druck, und Investoren warten weiterhin auf Profit. Jeder Weg, die Bilanz zu verbessern, muss darum beschritten werden, auch wenn er durch eine verrufene Gegend führt”, schreibt er.
Überrascht habe Amazon mit seinem Vorgehen Beobachter des US-Buchmarktes allerdings kaum. Meijas weist darauf hin, dass vor einigen Jahren bei einer Auseinandersetzung mit dem Verlag Macmillan bei dessen Büchern plötzlich der Button zum Kauf verschwand und von der Independent Publishers Group verlegte Werke schlicht von der Website verschwanden. Beide Male sei erst nach Verhandlungen hinter den Kulissen wieder Normalität eingekehrt.
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