Was Firmen bei der Videoüberwachung bedenken sollten


Nach Angaben des Marktforschungsinstitutes IMS Research wächst die Nachfrage nach Überwachungslösungen im deutschsprachigen Raum jährlich um circa 20 Prozent. Insbesondere Netzwerkkameras werden für die Videoüberwachung immer stärker nachgefragt, denn diese übertragen die Bilddateien im Gegensatz zu analogen Modellen mithilfe des IP-Protokolls, nehmen in hoher Auflösung auf und ermöglichen gleichzeitig einen komprimierten Live-Stream für den mobilen Zugriff via Smartphone oder Tablet.
Aufgrund des günstigen Preises, der guten Bildqualität und hoher Flexibilität ziehen immer mehr Unternehmen den Einsatz von IP-Kameras zur Kontrolle und Steuerung ihrer betrieblichen Abläufe in Betracht. Häufig besteht jedoch Unklarheit darüber, wie sich Videoüberwachung effektiv nutzen lässt und was eine Kamerainstallation konkret leisten kann. Insbesondere für Unternehmen mit keinerlei Erfahrung in diesem Bereich ist es daher wichtig, einen Fachhändler an der Seite zu haben, der sie umfassend und kompetent berät.
Der erste Schritt: Zielsetzung der Videoüberwachung definieren
Bevor ein Videoüberwachungssystem im Unternehmen aufgebaut wird, sollte zunächst festgelegt werden, welchem konkreten Zweck die Überwachung dienen soll. Häufig besteht der Anspruch, sofort das gesamte Betriebsgelände inklusive des Außenbereichs zu überwachen. Auch wenn eine “Komplettüberwachung” technisch realisierbar ist, ist diese mit vergleichsweise hohem Aufwand und Budget verbunden.
Die Praxis zeigt jedoch, dass eine genaue Risikobewertung wesentlich zielführender ist. Die kann etwa durch Beantwortung folgender Fragen erfolgen: Was ist bisher geschehen, das in Zukunft aufgeklärt oder vermieden werden soll? Wo genau ist das geschehen? Was soll auf den Live-Bildern oder Aufzeichnungen genau erkannt werden, damit diese hilfreich sind und wie wichtig sind Bilddetails?
Neben der Klärung, welche Bereiche genau überwacht werden sollen (Innen-, Außenbereich oder beides) und welche – auch unter Berücksichtigung gesetzlicher Auflagen – davon ausgeschlossen bleiben sollen, ist der zeitliche Aspekt entscheidend: Wie lange und zu welchen Uhrzeiten soll eine Überwachung stattfinden – tagsüber, nachts oder rund um die Uhr?
Praxisbeispiel Reifenlager
Die Auswahl des passenden Kameramodells richtet sich nach Zielsetzung, Standort und Dauer der Überwachung. Ein Beispiel aus der Praxis soll dies verdeutlichen: Ein Reifenlager hat Probleme mit Warenschwund. Zwar ist ein Wachdienst auch nachts auf Patrouille, der Warenschwund ließ sich bisher aber nicht eindämmen. Das Unternehmen hat also eine konkrete Zielsetzung und wendet sich damit an einen Fachhändler.

Dieser empfiehlt die Installation von zwei Kameras: Die erste, nachtfähige Kamera wird am Eingang platziert, die zweite Kamera – im Idealfall ein Modell mit Fischaugenobjektiv und 360-Grad-Blickwinkel – im Zentrum der Lagerhalle. Somit kann man mittels der ersten – mit automatischer Gesichtserkennung ausgestatteten – Kamera sehen, welche Personen das Lager betreten und mit der zweiten Kamera einen Überblick gewinnen, was im gesamten Warenlager vor sich geht. Hilfreich ist dabei auch der flexible Zugriff auf Live-Bilder durch mobile Endgeräte wie Notebooks, Smartphones oder Tablets, um in kritischen Situationen sofort reagieren zu können.
Ausbau des Videoüberwachungssystems
So hat das Unternehmen mit Hilfe seines Installationspartners die Lage optimal analysiert und mit vergleichsweise wenig Aufwand und Budget ein drängendes Problem gelöst. Darauf aufbauend können in der Folge weitere Kameras in das bestehende System integriert werden – etwa an Laderampen zur Vermeidung von Schäden durch LKWs oder an der Einfahrtsschranke zur Erkennung der Kfz-Kennzeichen.

Die erst kürzlich auch für die Belange von modernen Netzwerkkameras aktualisierte Norm DIN EN 50132-7 bietet zahlreiche Empfehlungen und Hilfestellungen für eine optimale Auswahl und Platzierung von Überwachungskameras. Zahlreiche Kategorisierungen und Testbilder ermöglichen es dem Installationspartner gemeinsam mit dem Unternehmen, schon im Vorfeld die Zielsetzung und Platzierung der einzelnen Kameras genau durchzugehen.
Viele Firmen unterschätzen beispielsweise, wie viel Prozent eines Videobildes ein Gesicht belegen muss, um diese Person wirklich zweifelsfrei zu identifizieren. Musste bei analogen Kameras eine 1,70 Meter große Person 400 Prozent eines einzelnen Kamerabildes ausmachen, sind es durch die höhere Auflösung von zum Beispiel Full HD 1080p bei Netzwerkkameras nur noch 150 Prozent. Zusätzlich muss der Detailgrad des Kamerabildes ausreichen, um markante Gesichtsmerkmale beziehungsweise Kfz-Kennzeichen zu unterscheiden.
Bestehende Infrastruktur analysieren
Auch die Netzwerkinfrastruktur spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau der Videoüberwachung. Zwar sind viele Gebäude heutzutage bereits gut verkabelt, allerdings gibt es immer wieder Nebengebäude, bei denen eine Verkabelung nicht existiert und nur kostenintensiv realisierbar ist.
In solchen Fällen ist die Integration einer preisgünstigen WLAN-Bridge häufig die sinnvollste Option, um auch weiter entfernte Kameras in das Netzwerk einzubinden. Entscheidend für die Planung ist nicht zuletzt auch die Speichermöglichkeit der Bilddaten. Je nach Aufzeichnungsdauer, Anzahl der Kameras, Auflösung und nicht zuletzt auch Höhe des Budgets kann man zwischen SD-Karten, Netzwerkspeichern oder auch lokalen Festplatten wählen.
Fazit
Für die Realisierung einer professionellen Videoüberwachung ist die richtige Konzeption und Planung gemeinsam mit einem erfahrenen Installationspartner unerlässlich. Neben der Platzierung der Kameras sind vor allem die Einbindung in die Netzwerkinfrastruktur und die Art der Aufzeichnung entscheidend. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht einer erfolgreichen Videoüberwachung im Unternehmen nichts mehr im Wege.
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