Samsung verschiebt erstes Tizen-Smartphone erneut

Samsung hat den für das dritte Quartal 2014 geplanten Verkaufsstart seines ersten Smartphones mit dem Betriebssystem Tizen erneut verschoben. Wie das Wall Street Journal berichtet, erklärte das Unternehmen auf einer Veranstaltung für Entwickler in Moskau, auf der das als Samsung Z bezeichnete Gerät eigentlich offiziell hätte vorgestellt werden sollen, man wolle zunächst dafür sorgen, dass zum Verkaufsstart ein umfangreiches Applikationsportfolio zur Verfügung steht. Wann dass nach Ansicht von Samsung voraussichtlich der Fall sein wird, hat der Konzern nicht mitgeteilt.

Damit nimmt die Geschichte des zunächst für den russischen Markt gedachten Tizen-Smartphones einen ähnlichen Verlauf, wie Samsung erster Anlauf mit einem Tizen-Smartphone früher dieses Jahr: Japans größter Mobilfunkbetreiber NTT Docomo hatte im Januar Pläne für ein von Samsung produziertes Smartphone mit Tizen OS auf Eis gelegt und diesen Schritt damit begründet, dass der japanische Markt noch nicht bereit für ein weiteres Mobilbetriebssystem jenseits von Android und iOS sei.
Die bei der Veranstaltung anwesenden, geschätzten 150 Entwickler nahmen die Nachricht dem Wall Street Journal zufolge überwiegend gelassen auf. Sie sehen die App-Entwicklung für Tizen derzeit entweder als reines Hobby oder rechnen sich mit ihren Anwendungen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch gute Chancen aus – da sie hoffen, in einem übersichtlicheren App Store als bei iOS und Android auch mit insgesamt weniger Nutzern auf ihre Kosten zu kommen.
Für Samsung selbst dagegen ist Tizen und das Tizen-Smartphone ungeachtet der Tatsache, dass es damit nicht so vorangeht wie gewünscht, ein relativ wichtiges Projekt. Der Konzern sieht darin eine Möglichkeit, sich von Google und dessen Betriebssystem unabhängiger zu machen und für eine Zeit vorzusorgen, wo mit Smartphones im Gegensatz zu heute nicht nur wenig, sondern gar nichts mehr verdient werden kann alle Profite in die verbundenen Dienste und Software abwandern. Um sich nicht gleich von Anfang an auf eine Konfrontation mit Google und Apple einzulassen, haben sich die Koreaner dafür Russland und Indien ausgesucht, beides Länder, in denen die Marktgiganten schwächer, sie selbst gut aufgestellt und eine große Zahl möglicher Kunden vorhanden sind.
Im April erklärte Yoon Han-kil, Samsungs Senior Vice President für Produktstrategie gegenüber Reuters: “Wir haben unsere Strategie geändert und werden die Telefone in einigen Ländern auf den Markt bringen, in denen wir uns gut schlagen”. Ihm zufolge müsse Tizen etwa 15 Prozent zu Samsungs gesamten Smartphone-Verkäufen beitragen, um als Erfolg gewertet zu werden. Legt man die Zahlen von 2013 zugrunde, entspricht dies 46 Millionen Geräten. Parallel dazu betont Yoon jedoch, dass Android weiterhin Samsungs Hauptgeschäft bleiben müsse. Mit Windows und Tizen wolle man sich dagegen an Märkte richten, in denen das Google-Mobilbetriebssystem keine Rolle spiele.
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