US-Bürger achten dank Snowden mittlerweile mehr auf ihre Privatsphäre

Heutzutage achten viele US-Bürger stärker auf ihre Privatsphäre als noch vor den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden über die Abhörprogramme des US-Auslandsgeheimdienstes National Security Agency (NSA). Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Pew Research Center. Demzufolge haben 34 Prozent der Amerikaner, die von der staatlichen Überwachung in ihrem Land erfahren haben, zumindest eine Maßnahme ergriffen, um ihre Daten vor den Spähmethoden der Regierung zu schützen.

31 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten bereits viel von den Abhörprogrammen gehört, 56 Prozent immerhin “ein wenig”. Lediglich 6 Prozent sagten, sie wüssten nichts von den Programmen. Von den 87 Prozent, die von den Abhörpraktiken der NSA wissen, haben 17 Prozent im Zuge dessen ihre Privatsphäre-Einstellungen bei Sozialen Medien geändert, 15 Prozent deren Verwendung generell eingeschränkt, 15 Prozent bestimmte Apps gemieden und 13 Prozent gewisse Anwendungen deinstalliert. Weitere 13 Prozent verzichten bei ihrer Online-Kommunikation sogar auf bestimmte Begriffe.
Je jünger Erwachsene sind und je mehr sie über die Praktiken der NSA wissen, desto höher ist Pew Research zufolge die Wahrscheinlichkeit, dass sie Gegenmaßnahmen ergriffen haben. Bei den Umfrageteilnehmern in der Altersgruppe unter 50 Jahren sind es zum Beispiel 40 Prozent, in der Gruppe der über 50-Jährigen sind es hingegen lediglich 27 Prozent.
Zahlreiche Möglichkeiten, sich vor staatlicher Überwachung zu schützen, sind der Studie zufolge demgegenüber wenig bekannt oder bleiben ungenutzt. 31 Prozent der Teilnehmer wussten etwa nicht, dass es Verschlüsselungstools wie Pretty Good Privacy (PGP) gibt.
Wiederum 46 Prozent haben eine E-Mail-Verschlüsselung nicht durchgeführt oder gar nicht erst in Betracht gezogen. Ähnlich verhält es sich auch bei alternativen Suchmaschinen, die den Suchverlauf nicht speichern, oder einem Tracking-Schutz wie Do Not Track oder Privacy Badger. Die Option, seine Internetspuren durch Proxy-Server oder Anonymisierungsnetzwerke wie Tor zu verbergen, sind 33 respektive 39 Prozent der Amerikaner nicht bekannt.
Den Abhörprogrammen selbst stehen US-Bürger ambivalent gegenüber. 40 Prozent halten die staatliche Überwachung von Amerikanern im Kampf gegen den Terrorismus für akzeptabel – 57 Prozent lehnen dies jedoch grundsätzlich ab. Richtet sich die Überwachung gegen Bürger anderer Staaten, sind ebenfalls 57 Prozent mit den Maßnahmen der NSA einverstanden.
Interessant ist, dass US-Bürger bei eigenen und ausländischen Politikern keinen Unterschied machen – jeweils 60 Prozent halten das Abhören dieser Personengruppen für zulässig. Einigkeit besteht auch bezüglich Aktionen, die sich konkret gegen Terrorverdächtige richten. Hier sind 82 Prozent der Befragten für eine Überwachung und lediglich 15 Prozent dagegen.
Die Umfrage wurde im Auftrag des Pew Research Center zwischen dem 26. November 2014 und dem 3. Januar 2015 von der GfK Group durchgeführt. Die Fragebögen wurden von insgesamt 475 Personen im Alter von mindestens 18 Jahren ausgewertet.
[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]
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