LTE für Unternehmen: Highspeed-Internet ohne DSL

BreitbandNetzwerke
Breitbandanschluss (Bild: Shutterstock/Georgii Shipin)

Wer ein Geschäft in der Innenstadt besitzt oder seinen Betrieb in einem der vielen Gewerbegebiete am Rande der Ballungsgebiete hat, kennt nicht die Sorgen und Nöte der Kollegen auf dem Lande. Wo es außer viel Gegend nicht viel gibt, existieren immer noch “Weiße Breitbandflecken”. Glücklicherweise kann man dabei immer öfter in der Vergangenheitsform sprechen. Denn wenn DSL das Internet mit nur wenigen Bit pro Sekunde aus der Leistung tropfen lässt, wenn der Breitbandanschluss via Satellit zu teuer ist und Internet per Kabel einfach nicht in Frage kommt, können kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie Selbständige und Freiberufler inzwischen häufig auf LTE ausweichen.

LTE beseitigt “Weiße Breitbandflecken”

Diese Alternative ist eine reine Mobilfunktechnik. Die Provider müssen dafür keine neuen Kabel im Erdboden verlegen, sondern lediglich Funkmasten errichten beziehungswiese vorhandene aufrüsten. Das kommt die drei großen LTE-Anbietern hierzulande – Telekom, Vodafone und O2 – wesentlich günstiger, als entlegene Gegenden auf traditionelle Weise zu erschließen. Zunächst die ländlichen Regionen Deutschlands via LTE mit Breitbandinternet zu versorgen, war die Hauptbedingung der Bundesregierung, als sie die nötigen Funkfrequenzen im Jahr 2010 an die Provider versteigerte.

Im Wesentlichen ist diese Bedingung an die Frequenzen im 800-MHz-Bereich geknüpft, die sich besonders gut für die Versorgung auf große Entfernung eignen. Eine Basisstation, die im 800-MHz-Band funkt, kann ganz Ortschaften online bringen – und das über Kilometer. Die anderen Frequenzbereiche, die für LTE zum Einsatz komme, liegen bei 1800 und 2600 MHz und eignen sich eher für kurze Strecken. Sie liefern dabei aber eine höhere Übertragungsrate von aktuell bis zu 300 MBit/s.

Im 800-MHz-Bereich sind es derzeit rund 50 MBit/s im Downstream, die sich wiederum alle Nutzer einer Funkzelle teilen. Gerade zu Stoßzeiten – etwa mittags oder nach Feierabend – sollten Sie daher mit geringeren Transferraten rechnen. Allerdings bietet LTE nicht nur wesentlich höhere Geschwindigkeiten als etwa UMTS (und teilweise auch als DSL), sondern auch deutlich kürzere Laufzeiten. Datenpakete sind wesentlich schneller unterwegs, was sich vor allem in angenehm kurzen Reaktionszeiten beim Surfen und der Nutzung von Online-Anwendungen widerspiegelt.

LTE-Router sorgt mehr Komfort

Wer LTE als Ersatz für DSL & Co. nutzt, benötigt einen speziellen Router mit LTE-Modem – zumindest dann, wenn der Komfort vergleichbar sein soll. Natürlich könnte auch ein LTE-Surfstick oder sogar ein LTE-Smartphone genügen. Letzteres kann als mobiler WLAN-Hotspot auch gleich mehrere Rechner gleichzeitig online bringen. Doch für ein Büro mit mehreren Mitarbeitern ist das nicht wirklich eine Alternative, höchstens für Einzelunternehmer und Freiberufler.

Highspeed-Internet ohne DSL: Die AVM FritzBox 6842 geht per LTE online, unterscheidet sich ansonsten aber kaum von anderen Modellen des Herstellers (Bild: AVM).
Die AVM FritzBox 6842 geht per LTE online, unterscheidet sich ansonsten aber kaum von anderen Modellen des Herstellers (Bild: AVM).

Aber auch diese fahren auf Dauer mit einem LTE-Router wie der AVM FritzBox 6842 oder dem Huawei B593s-22 besser. Denn diese bieten die Vorzüge eines gewöhnlichen WLAN-Routers mit integriertem DSL-Modem, wie die meisten DSL-Kunden ihn benutzen. Nur steckt statt eines DSL- ein LTE-Modem darin. Provider liefern oft einen passenden Router zum Vertragsabschluss dazu. So gibt es bei Vodafone die EasyBox 904 LTE und bei der Telekom den Speedport LTE II. Letzterer wird ebenfalls vom chinesischen Hersteller Huawei gebaut.

Gegenüber einem Surfstick oder einem Mobiltelefon bieten Router noch einen weiteren Vorteil: Anschlüsse für externe Antennen. Wie bei jeder Funktechnik kann auch bei LTE der Empfang je nach Standort des Routers nicht immer gut genug sein. Dicke Mauern, isolierte Fenster, dichte Wälder, hügelige Landschaft – gerade wenn die nächste Basisstation mehrere Kilometer weit entfernt ist, stört nicht nur die Architektur, sondern auch die Topografie. Es kann bereits helfen, den Router in einem oberen Stockwerk am Fenster zu platzieren. Nützt auch das nichts, kann eine externe Antenne wahre Wunder bewirken. So wird aus einem lahmen LTE-Anschluss, der kaum als DSL-Ersatz bezeichnet werden dürfte, plötzlich eine flotte Verbindung mit mehreren MBit/s.

Immer zwei Außenantennen montieren

LTE arbeitet mit dem Verfahren “Multiple Input Multiple Output” (MIMO), bei dem Basisstation und Router nicht nur über einen Datenstrom miteinander kommunizieren, sondern über mehrere – aktuell meist über zwei. Klassische WLAN-Router (ohne LTE-Modem) nutzen MIMO schon seit vielen Jahren, um Daten auf kurzer Distanz schneller zu übertragen. Dies ist auch der Vorteil, den MIMO bei LTE ausspielt. Voraussetzung dafür sind allerdings zwei Antennen, weswegen LTE-Router auch immer mit zwei internen Antennen ausgestattet sind und für externe Antennen meist zwei Anschlüsse mitbringen. Nur so kommen Anwender in den vollen Genuss der maximal möglichen Geschwindigkeit.

Den besten Effekt auf den Empfang haben Richtantennen – wenn Sie sie denn ganz genau ausrichten. Schon Abweichungen von wenigen Grad machen den positiven Einfluss wieder zunichte. Das ist Vergleichbar mit einer Satellitenschüssel für den TV-Empfang. Voraussetzung für eine Richtantenne ist eine Sichtverbindung zur Basisstation. Wesentlich simpler ist die Montage einer Panelantenne, die nicht genau justiert werden muss, sondern von außen am Gebäude (auf dem Dach, unter dem Giebel, am Balkon etc.) befestigt wird. Nachteil: Der Zugewinn an Empfangsstärke ist nicht so hoch wie bei einer optimal ausgerichteten Richtantenne.

Mit einer Außenantenne wie dieser Panelantenne lässt sich der LTE-Empfang in ländlichen Regionen deutlich verbessern (Bild: Novero).
Mit einer Außenantenne wie dieser Panelantenne lässt sich der LTE-Empfang in ländlichen Regionen deutlich verbessern (Bild: Novero).

Wegen der MIMO-Technik kommen LTE-Antennen in der Regel im Doppelpack. Dabei gilt es darauf zu achten, beide Antennen im 90-Grad-Winkel zueinander zu montieren, so dass eine vertikal und die andere horizontal ausgerichtet ist. Das sorgt für einen besseren Empfang. Bei Richtfunkantennen müssen Nutzer diese Konfiguration selber vornehmen. Panelantennen sind bereits entsprechend gefertigt und müssen nur noch als Ganzes befestigt werden.

800-MHz-Antenne für LTE auf dem Land

Achten Sie beim Kauf der Antenne darauf, dass diese für die Frequenz Ihres Providers ausgelegt ist. In Deutschland kommen für LTE grundsätzlich 800, 1800 und 2600 MHz zum Einsatz. Viele Antennen unterstützen die 800-MHz-Frequenzen, weil gerade diese auf dem Land für die LTE-Versorgung genutzt werden. Dieser Frequenzbereich erreicht zwar nicht die Geschwindigkeiten von LTE 1.800 und LTE 2600, hat dafür aber eine höhere Reichweite. 1.800 und 2.600 MHz kommen vor allem in dicht besiedelten Gegenden, Städten und Orten zum Einsatz, wo oft viele Menschen auf einmal zusammenkommen. Gerade das hochfrequente LTE 2.600 eignet sich für Bahnhöfe, Flughäfen und Messegelände. Es hat zwar eine knappe Reichweite, versorgt dafür aber viele Geräte in kurzer Zeit und mit hohen Transferraten.

Ob Sie nun eine Antenne kaufen, die nur zu 800 MHz oder zu allen drei Frequenzbereichen kompatibel ist, hängt also stark davon ab, mit wie viel Megahertz die Basisstationen in Ihrer Umgebung funken. Eine ausführliche Anleitung zur Verbesserung des Empfangs mit Hilfe externen Antennen finden Sie übrigens unter lte-anbieter.info

Spezielle LTE-Tarife für DSL-Abstinenzler

Neben der Hardware gehört wie bei allen Internetzugängen noch ein Vertrag mit einem LTE-Provider dazu, um ins drahtlose Breitbandnetz zu kommen. Hierzulande sind es im Wesentlichen Telekom, Vodafone und O2, die als Vertragspartner in Frage kommen. E-Plus hat sich seinerzeit beim Kauf von LTE-Frequenzen sehr zurückgehalten und beginnt nun erst langsam, das Netz auszubauen.

Im Gegensatz zu klassischen Internetanschlüssen per DSL und Kabel gibt es bei LTE-Tarifen eine Eigenart, auf die Sie besonders achten müssen: Die Provider drosseln die Surf-Geschwindigkeit ab einem gewissen Traffic-Verbrauch pro Monat. Einzige Ausnahme ist hier der Tarif “Magenta Zuhause Hybrid” von der Telekom, der allerdings nicht ausschließlich auf LTE als Übertragungstechnik setzt (Details weiter unten). Wie bei einem Smartphone-Kontrakt müssen Sie also auch hier einschätzen können, wie viel Gigabyte Sie pro Monat “versurfen”.

Üblich sind Verträge mit 10, 15 oder 30 Gigabyte Inklusivvolumen. Übertreten Sie das Limit, fällt die Transferrate auf lausige 384 KBit/s – bei O2 sogar auf 64 KBit/s. Allerdings richten sich die Tarife von O2 primär an Tablet-Surfer und nicht an stationäre LTE-Nutzer, da sie vergleichsweise wenig Inklusivvolumen bieten. Am ehesten käme noch das Angebot “O2 go Surf-Flat XXL” mit 10 Gigabyte in Frage. Mit über 40 Euro pro Monat ist es aber recht teuer.

Besser geeignet sind die Tarife “LTE Zuhause” von Vodafone und “Call & Surf Comfort via Funk” von der Telekom. Diese gibt es jeweils in den Varianten S, M und L mit 10, 15 beziehungsweise 30 Gigabyte Inklusivvolumen. Die monatliche Grundgebühr liegt zwischen rund 30 bis knapp 50 Euro. Kunden haben bei beiden Providern die Möglichkeit, Zusatzvolumen zu buchen, falls das Kontingent einmal nicht bis Monatsende ausreicht.

Vodafone verspricht je nach gebuchtem Tarif maximale Transferraten von 7,2, 21,6 oder 50 MBit/s. Bei der Telekom sind es sogar 16, 50 oder 100 MBit/s. Wie auch bei DSL-Anschlüssen sollte man diese Angaben aber mit Vorsicht genießen. 50 MBit/s sind bei LTE 800 höchsten theoretisch machbar, 100 MBit/s sind derzeit technisch ausgeschlossen. Hier müssten Sie schon auf einen Funkmast mit LTE 1800 oder LTE 2600 Zugriff haben.

Hybrid-Konzept der Telekom

Im Grunde sind die meisten ländlichen Gebiete bereits per DSL erreichbar, doch die Transferraten sind einfach zu gering. Daher hat sich die Telekom für solche Kunden ein neues Konzept ausgedacht: Mit dem Tarif “Magenta Zuhause Hybrid” kombiniert sie DSL und LTE zu einem Anschluss. Generell läuft die Verbindung ins Internet über die DSL-Leitung. Ist diese zu langsam, schaltet sich LTE dazu. Voraussetzungen für Hybrid sind ein IP-fähiger Telefonanschluss, LTE-Verfügbarkeit am Ort und ein kompatibler Hybrid-Router, den Telekom-Kunden hinzubuchen können.

Der Hybrid-Router der Telekom entscheidet bei jedem Klick aufs Neue, ob der Nutzer per DSL oder LTE schneller unterwegs ist (Bild: Deutsche Telekom).
Der Hybrid-Router der Telekom entscheidet bei jedem Klick aufs Neue, ob der Nutzer per DSL oder LTE schneller unterwegs ist (Bild: Deutsche Telekom).

Den Tarif gibt es wiederum in den Varianten S, M und L mit 16, 50 und 100 MBit/s. Gerade letzteres ist für Nutzer in ländlichen Regionen wohl nicht erreichbar – weder über die DSL- noch über die LTE-Leitung. Die Preise liegen bei etwa 30 bis 40 Euro im Monat. Eine Drosselung gibt es erfreulicherweise nicht. Eine Flatrate für Telefonate ins deutsche Festnetz gehört dazu, diese laufen über den kabelgebundenen Anschluss.

Neben der höheren Geschwindigkeit trotz langsamer DSL-Leitung bietet das Hybrid-Konzept zusätzlich noch Ausfallsicherheit. Ist entweder DSL oder LTE einmal nicht vorhanden, übernimmt die jeweils andere Übertragungstechnik die Verbindung ins Netz. Gerade für Geschäftskunden, die ständig online sein müssen, ist das ein nettes Zusatz-Feature. Für Kunden in ohnehin schon gut erschlossenen Gegenden könnte das sogar der einzige Grund sein, sich für einen der Hybrid-Tarife der Telekom zu entscheiden.

Ein alternatives Angebot mit ähnlicher Zielrichtung hat kürzlich übrigens Spacenet aufgelegt. Es wird zusammen mit mehreren Partnern erbracht und unter dem namen “Kombiline” vermarktet. Das Angebot ist als Miet- und als Kaufvariante erhältlich. Die Mietpreise beginnen bei 89 Euro, mit LTE bei 99 Euro monatlich. Mit SIM liegen sie bei 179 Euro. Die Kaufvariante beginnt bei 750 Euro für die kleinste Version des vorkonfigurierten Routers, die Anbindung kostet danach 49 Euro im Monat.

Fazit

Sämtliche Regionen Deutschlands, die bisher nicht ordentlich mit Breitbandinternet versorgt waren, sind laut der Provider nun zu 90 Prozent per LTE erschlossen. Dennoch steckt die Funktechnik als DSL-Ersatz noch in den Kinderschuhen. Das merkt man vor allem an der kleinen Auswahl an brauchbaren Tarifen. Praktisch kommen nur die Angebote von Telekom und Vodafone in Betracht. Die LTE-Pakete anderer Provider richten sich eher an Smartphone- und Tablet-Besitzer.

Dennoch muss man festhalten: Eine Alternative zu Breitband via DSL und Kabel existiert. Technik und Tarife sind vorhanden, auch wenn letztere vor allem wegen der Drosselung nach Verbrauch des Inklusivvolumens immer noch nicht ganz mit klassischen DSL-Verträgen zu vergleichen sind. Immerhin unternimmt die Telekom nun mit ihren Hybrid-Tarifen einen richtigen Schritt hinaus aus der Drosselfalle. Das wird gerade Business-Kunden freuen, die auch schon mal ein paar Gigabyte mehr pro Monat benötigen.

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