Schwedischer Onlinemarktplatz FYNDIQ startet in Deutschland

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FYNDIQ (Grafik: FYNDIQ)

Er positioniert sich vor allem für Händler als Alternative zu den Branchengrößen und will sie durch günstigere Konditionen und den Verzicht auf eigene Verkaufsaktivitäten überzeugen. Kunden verspricht man “ein Einkaufsparadies für Schnäppchenjäger”. In Schweden hat man sich als dritte Kraft neben Amazon und Ebay etablieren können. Aber in Deutschland gibt es mehr Konkurrenz.

Der schwedische Onlinemarktplatz FYNDIQ hat jetzt einen deutschen Ableger eröffnet. Auf Fyndiq.de offeriert er sein in Schweden seit vier Jahren praktiziertes und recht erfolgreiches Modell nun auch in Deutschland. Es unterscheidet sich insbesondere von den beiden großen US-Marktplätzen Amazon und Ebay dadurch, dass der Marktplatzbetreiber nicht mit seinen Händler in Wettbewerb tritt, indem er selbst als Verkäufer auftritt und eine wesentlich einfachere Preisstruktur. Außerdem ist bei FYNDIQ ein Servicepaket Teil des Online-Shops auf dem Marktplatz.

Die FYNDIQ-Gründer Micael Wiedell, Dinesh Mayar und Fredrik Norberg (von links) versuchen ihr Glück jetzt auch in Deutschland (Bild: FYNDIQ).
Die FYNDIQ-Gründer Micael Wiedell, Dinesh Mayar und Fredrik Norberg (von links) versuchen ihr Glück jetzt auch in Deutschland (Bild: FYNDIQ).

Händler beginnen bei FYNDIQ wie bei anderen Marktplätzen auch, damit, dass sie Produkte hochladen und damit anbieten. Danach übernimmt allerdings bereits der Marktplatzbetreiber. Er verspricht, sich um die Bewerbung der Produkte sowie des Marktplatzes zu kümmern. Wird ein Produkt erworben, ist der Verkäufer verpflichtet, es innerhalb von 24 Stunden auf seine Kosten zu verschicken. Die Abwicklung der Bezahlung läuft dann wieder über den Marktplatzbetreiber. Er bietet auch einen Kundendienst an, der zum Beispiel Rückfragen klären soll. 30 Tage nach Versand werden dann 95 Prozent des Kaufpreises auf das Konto des Händlers überwiesen. Fünf Prozent behält FYNDIQ für seine Tätigkeit ein.

Damit ist das Preismodell deutlich transparenter und einfacher zu durchschauen, als bei Amazon und Ebay. Außerdem verzichten die Schweden auf Einrichtungs- und Grundgebühren. Dadurch fallen, sofern nichts verkauft wird, auch keine Kosten an. Dann war lediglich die Mühe umsonst, die Produkte hochzuladen.

So arbeitet FYNDIQ (Grafik: FYNDIQ)
So arbeitet FYNDIQ (Grafik: FYNDIQ)

Das scheint offenbar zunächst einmal bei Produkten mit niedrigen Preisen attraktiv zu sein. Zum Start kostet etwa in der Rubrik Elektronik keines der Angebote mehr als 30 Euro. Auf der schwedischen Plattform sieht das ähnliche aus. Auch hier sind nur wenige der über 18.000 Artikel in der Rubrik teurer als umgerechnet 40 Euro. Die Vermutung bestätigt sich in der Kategorie Handys&Tablets: Hier sind im schwedischen Marktplatz über 255.000 Artikel gelistet, die Kategorienübersicht weist aber in erster Linie Zubehör aus.

Neben Elektronik sowie Handys & Tablets sind auf der deutschen Site derzeit die Kategorien Mode, Kinder, Haushalt, Beauty&Gesundheit, Unterhaltung, Sport& Freizeit sowie ein Extrabereich für Marken in Vorbereitung. In Schweden bieten derzeit etwa 1400 Händler insgesamt rund 410.000 Produkte auf dem Marktplatz an. Sie und ihre Kunden werden von knapp über 100 Mitarbeitern aus der Zentrale in Stockholm betreut. In Vorbereitung des Starts in Deutschland waren davon nach Angaben des Unternehmens zuletzt 15 Deutsche.

Zwar klingt das Angebot attraktiv, ob FYNDIQ seinen Erfolg in Schweden aber reibungslos in Deutschland reproduzieren kann, ist nicht so sicher. Für die Skepsis gibt es mehrere Gründe. Erstens gibt es hierzulande, wie wahrscheinlich in Schweden nicht, mit Hitmeister.de bereits einen Marktplatz, der Händler mit einem ähnlichen Konzept anspricht. Das hat bereits rund 4000 Onlinehändler überzeugt, die den Markplatz nutzen. Auch sie müssen wie bei FYNDIQ keine Einstellgebühren bezahlen und erhalten die Verkaufserlöse direkt vom Marktplatzbetreiber. Mit zwei Millionen Besuchern im Monat hat Hitmeister zudem bereits eine solide Nutzerbasis.

Der im Oktober 2014 von Statista und EHI veröffentlichten sechsten Ausgabe der Studie "E-Commerce-Markt Deutschland" zufolge war Ebay mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro der größte Onlinemarktplatz in Deutschland (Grafik: Statista).
Der im Oktober 2014 von Statista und EHI veröffentlichten sechsten Ausgabe der Studie “E-Commerce-Markt Deutschland” zufolge war Ebay mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro der größte Onlinemarktplatz in Deutschland (Grafik: Statista).

Daneben ist in Deutschland mit Rakuten noch ein weiterer Betreiber aktiv, der eigenen Angaben zufolge auf 7000 Händler verweisen kann. Hier wird eine monatliche Grundgebühr von 39 Euro fällig und werden je nach Kategorie 5 oder 9 Prozent Provision auf die Verkaufserlöse als Gebühr verlangt. Dafür bekommen Nutzer aber auch ein Shopsystem und laden Produkte nicht nur bei dem Marktplatz hoch.

Schließlich gibt es mit Hood.de eine langjährige Ebay-Konkurrenz, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten nun doch etabliert hat und mit Dawanda einen gut eingeführten Marktplatz, der weniger Händler von günstiger Massenware, als vielmehr Kreative und Designer anspricht.

Die von Statista und EHI publizierte Studie "E-Commerce-Markt Deutschland" beleuchtet auch die Situation beim Thema Multichannel. Für die 1000 Top-Onlineshops in Deutschland ist demnach Amazon wichtiger als Ebay. Da Ebay aber mehr Umsatz erwirtschaftet, dürften hier vor allem die kleineren Anbieter aktiver sein (Grafik: Statista)
Die von Statista und EHI publizierte Studie “E-Commerce-Markt Deutschland” beleuchtet auch die Situation beim Thema Multichannel. Für die 1000 Top-Onlineshops in Deutschland ist demnach Amazon wichtiger als Ebay. Da Ebay aber mehr Umsatz erwirtschaftet, dürften hier vor allem die kleineren Anbieter aktiver sein (Grafik: Statista).

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