Microsoft rät von der Nutzung von Silverlight und Flash ab

Das proprietäre Browser-Plug-in des Softwarekonzerns hat als Medienformat im Internet offenbar ausgedient. Microsoft empfiehlt ebenso, Adobes Flash nicht länger für die Gestaltung von Websites einzusetzen. Anwender sollten statt proprietärer Formate künftig auf HTML5-basierende Spezifikationen zurückgreifen.
Microsoft hat Entwickler dazu aufgefordert, die hauseigene RIA-Technologie (Rich Internet Application) Silverlight und auch Adobes Flash für die Gestaltung von Websites nicht mehr einzusetzen. Stattdessen empfiehlt der Konzern auf HMTL5 basierende Technologien.
“Die Medienbranche durchläuft eine große Veränderung und Anbieter von Inhalten bewegen sich immer mehr weg von proprietären, Plug-in-basierenden Web-Delivery-Technologien (wie Flash oder Silverlight) und tauschen diese gegen einheitliche, Plug-in-freie Video-Player, die auf der HTML5-Spezifikation und kommerziellen Media-Encoding-Fähigkeiten basieren”, heißt es aus dem Microsoft-Edge-Team.
Unter anderem sei diese Entwicklung auch aufgrund der W3C-Spezifikationen Media Source Extensions für Adaptive Streaming und der Encrypted Media Extensions für den Schutz von Inhalten sowie durch die beiden Standards DASH und Common Encryption (CENC) der Moving Picture Experts Group (MPEG) möglich.

Den Autoren des Microsoft-Manifests zufolge ergeben sich für Anwender und Anbieter gleichermaßen Vorteile: Zum einen können Nutzer diese Angebote über eine Vielzahl von Endgeräten, Browsern und Apps einsetzen. Für Anbieter bedeutet dies zum anderen Kostenvorteile, da die Angebote verschiedene Medien-Plattformen unterstützen. Des Weiteren profitieren davon auch die Entwickler von Websites, denn der Code einer Seite bleibe – unabhängig von Browser oder Plattform – stets identisch, wie das Microsoft-Team garantiert.
Nachdem in erster Linie Flash und Silverlight aufgrund zahlreicher Schwachstellen zusätzliche Angriffsvektoren darstellten, bringen die neuen Technologien zudem auch den Vorteil einer verbesserten Sicherheit mit sich.
Nachdem Cyberkriminelle im November 2013 beispielsweise ein von ihnen entwickeltes und unter anderem für Flash gedachtes Exploit Kit auf Silverlight erweiterten, entschied sich Netflix, der als einer der ersten Streaming-Anbieter auf das Browser-Plug-in setzte, letzten Herbst schließlich dazu, nun auf HTML5-basierende Browser-Technologien umzusteigen. Microsoft demonstriert in einer Beispielanwendung, wie Streaming auf Grundlage der genannten Spezifikationen aussehen kann.
Der Softwarekonzern wird mit dem ehemals unter dem Codenamen Spartan bekannten Edge, dem Internet-Explorer-Nachfolger und Browser für Windows 10, überdies vom Start weg keine proprietären Plug-ins mehr unterstützen, dazu zählt dann auch das Microsoft-eigene Silverlight. Das hängt damit zusammen, dass der neue Microsoft-Browser gleichermaßen nicht mehr zu ActiveX kompatibel sein wird. Trotzdem werde Microsoft Silverlight – auch unabhängig von Edge – unterstützen, ebenso soll der Internet Explorer 11 weiterhin Support für Silverlight liefern, folglich unterstützt Windows 10 ebenfalls die Technologie.
“Gleichzeitig ermuntern wir Unternehmen, die Silverlight für Medien nutzen, auf DASH/MSE/CENC/EME-basierte Designs zu wechseln und einen einzigen, DRM-interoperablen Encoding-Workflow über CENC zu etablieren”, heißt es in dem Blog weiter. Denn diese Technologie offeriere den höchsten Grad an Interoperabilität zwischen Formaten, Inhalten, Plattformen, Geräten und Browsern.
Deshalb steht Microsoft mit diesem Schritt auch nicht alleine da. Apple hatte schon vor einigen Jahren Maßnahmen in diese Richtung unternommen, in dem es Adobes Flash nicht mehr auf iOS unterstützt hatte. Nun wird dieser Trend auch im Browser-Markt weitergeführt. Darüber hinaus hat Google den Support für die Netscape Plug-in API (NPAPI) in seinem Browser Chrome Anfang des Jahres eingestellt.
Nichtsdestotrotz ist auch die Unterstützung von Standards wie DASH, CENC, EME oder MSE nicht unumstritten. Allen voran hatte die Free Software-Foundation Mozilla mit scharfen Worten für dessen Vorhaben kritisiert, diese Spezifikationen in Firefox zu implementieren, da sich Streaming-Inhalte darüber mit einem DRM-Schutz (Digital Rights Management oder Digital Restrictions Management) versehen lassen.
Vor rund einem Jahr erklärte FSF-Director John Sullivan: “Nur eine Woche nach dem International Day Against DRM, hat Mozilla angekündigt, dass es mit dem proprietären Softwareanbieter Adobe kooperiert, um Support für das Web-basierte Digital Restrictions Management im Firefox-Browser über Encrypted Media Extensions zu implementieren.” Die FSF sei darüber “tief enttäuscht”. Mozilla verrate damit die eigenen Ideale freier Software.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]