Start-ups fühlen sich von Ämtern und Behörden ausgebremst

In einer Umfrage des Bitkom waren 40 Prozent eher oder überhaupt nicht zufrieden. Die öffentliche Verwaltung schneidet damit schlechter ab, als jeder andere der abgefragten Standortfaktoren. Beleuchtete wurden auch Infrastruktur, Lebensqualität, Personal- und Bürosituation. Öffentliche Förderprogramme spielen für die Standortwahl kaum eine Rolle.
Die Standortbedingungen in Deutschland sind aus der Sicht von Start-ups überwiegend zufriedenstellend, Kritik muss vor allem die öffentliche Verwaltung einstecken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Bitkom unter 227 Gründern von IT- und Internet-Start-ups in Deutschland. Von ihnen äußerte sich nur rund jedes Dritte (37 Prozent) zufrieden oder sehr zufrieden über die Zusammenarbeit mit Ämtern. Dagegen sind 40 Prozent “eher” oder “überhaupt nicht” zufrieden. Behörden werden von den Gründern damit schlechter bewertet als alle anderen Standortfaktoren.
“Forderungen für eine bessere Start-up-Förderung werden meistens an die Bundes- oder Landespolitik gerichtet. Dabei können die Kommunen selbst sehr viel unternehmen, etwa indem die Verwaltung vor Ort gründerfreundlicher organisiert wird”, schlägt daher Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz vor.
Von der Infrastruktur vor Ort, der Lebensqualität, der Personal- und Büroraumsituation sowie den regionalen Start-up-Netzwerken hatten junge Unternehmen mehrheitlich eien gute Meinung. Besonders häufig gelobt wird die Infrastruktur. 91 Prozent der Gründer zeigten sich mit der Verkehrsanbindung zufrieden, 77 Prozent mit der Verfügbarkeit und Geschwindigkeit der Breitbandanschlüsse. 87 Prozent loben das kulturelle Angebot und die Freizeitmöglichkeiten vor Ort, 79 Prozent die Öffnungszeiten und Einkaufsmöglichkeiten und immerhin noch 70 Prozent sind mit den Lebenshaltungskosten zufrieden.
Ähnlich positiv werden Fragen rund um die Mitarbeitergewinnung beantwortet. 76 Prozent sind mit der Qualifikation der Mitarbeiter glücklich, 71 Prozent mit der Verfügbarkeit von Personal und 61 Prozent mit den Personalkosten. Rund zwei Drittel (64 Prozent) zeigen sich zufrieden mit dem Veranstaltungsangebot für Gründer, jeder Zweite (50 Prozent) mit den vorhandenen Möglichkeiten, auf Investoren zu treffen.
Allerdings gibt es bei der Bewertung deutliche regionale Unterschiede. So hat Berlin verglichen mit Hamburg und München klare Kostenvorteile. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Start-ups in der Hauptstadt sind mit den Personalkosten zufrieden, in Hamburg und München ist es nur rund jedes Dritte (39 bzw. 36 Prozent). Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf die Büromieten. Zwei Drittel (69 Prozent) der Berliner Start-ups sehen hier keinen Grund zu klagen, in Hamburg ist es nur jedes Zweite (50 Prozent), in München gerade einmal jedes Vierte (24 Prozent).

Noch deutlicher zeigen sich die regionalen Unterschiede beim Blick auf die Lebenshaltungskosten. 95 Prozent der Berliner Gründer sind mit ihnen zufrieden, in Hamburg sind es nur 58 Prozent und in München gerade einmal 12 Prozent. Bei der Lebensqualität zeigt sich noch ein Nachteil der bayerischen Landeshauptstadt: Während in Berlin und Hamburg jeweils 9 von 10 Gründern (92 Prozent) mit den Öffnungszeiten von Geschäften und Restaurants einverstanden sind, sind es in München gerade einmal 44 Prozent.
Die Unzufriedenheit mit Ämtern und Behörden kommt auch darin zum Ausdruck, dass öffentliche Förderprogramme für die Standortwahl nur eine sehr geringe Rolle spielen. Wie der Bitkom bereits kürzlich mitgeteilt hat, lassen sich Gründer bei der Wahl des Standorts für ihr Start-up vor allem von persönlichen Faktoren leiten. Die Nähe zu Freunden und zur Familie sowie die Lebensqualität vor Ort spielen eine deutlich größere Rolle als Faktoren wie Qualifikation und Kosten von Personal oder Verfügbarkeit und Kosten von Gewerberäumen.
Lokale beziehungsweise regionale Förderprogrammen spielen nur für jeden Dritten Gründer eine Rolle bei der Standortwahl für sein Unternehmen. Lediglich jeder Siebte hat die Unterstützung durch Ämter berücksichtigt oder in Betracht gezogen, wo die bürokratischen Hürden am niedrigsten sind.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]