Intel und LG arbeiten gemeinsam an 5G-Telematik für vernetzte Autos

Das haben die beiden Unternehmen auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona bekannt gegeben. Sie planen Pilotprojekte mit telematischer Technologie auf Basis der nächsten LTE-Generation und wollen ein Telematik-System dafür auf den Markt bringen. 2G- oder 3G-Netzwerke betrachten die Partner als veraltet.
Intel und LG Electronics haben auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona haben eine Kooperation für 5G-basiernde Telemetrie-Systeme für vernetzte Fahrzeuge bekannt gegeben. Die Partner werden gemeinsam die Konzeption und Durchführung von Pilotprojekten angehen und wollen dann die ersten sein, die ein Angebot für 5G in dem Bereich anbieten können. Dies wird dann auf Telematikprodukten von LG aufbauen.
Über die derzeit genutzten 2G- oder 3G-Netze werden in erster Linie einfach Daten, etwa zum Standort oder von Sensoren übertragen. Mit 5G lassen sich die Übertragungsgeschwindigkeiten gegenüber 4G LTE laut LG und Intel um den Faktor 33 erhöhen. Außerdem lasse sich die Latenzzeit – also die Zeitspanne zwischen Senden und Empfangen – auf ein Zehntel des aktuellen Wertes reduzieren. Das eröffne gleich mehrere neue Möglichkeiten.
Beispielsweise werde damit die Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug, von Fahrzeug zur Infrastruktur und von Fahrzeugen zu anderen Verkehrsteilnehmern selbst bei schnell fahrenden Autos möglich. Das könne dann etwa auch helfen, Unfälle zu vermeiden. Außerdem bieten die größere Bandbreite und Übertragungsgeschwindigkeit die Möglichkeit Software in kürzerer Zeit Over the Air (OTA) zu aktualisieren oder Infotainment-Systeme in Autos mit Videos und anderen Multimediadateien zu versorgen.
Für LG ist das Segment nicht neu, betreiben die Koreaner doch seit einiger Zeit erfolgreich einen Geschäftsbereich für Fahrzeugkomponenten. Dieser beliefert zum Beispiel GM mit dem als 4G LTE OnStar bezeichneten Telematik-System. “LG ist ein wichtiger Lieferant von Fahrzeugkomponenten für die gemeinsame Forschung und Entwicklung von 5G-Telematik“, wird Aicha Evans, Corporate Vice President und General Manager der Intel Communication and Devices Group, in einer Pressemitteilung zitiert. “Wir glauben, dass die Kombination der führenden Rolle von LG bei Verbindungstechnologien mit Intels Expertise bei Connected Cars, der Zusammenführung unterschiedlichster Sensordaten und lernfähigen, ‘tiefen’ Netzwerken innovative 5G-Technologie für Autos ergeben wird.”

Allerdings sind Intel und LG natürlich nicht die einzigen Firmen, die an der Vernetzung von Fahrzeugen mittels der nächsten LTE-Generation arbeiten. Beispielsweise ist Audi im vergangenen Jahr eine Kooperation mit Huawei und dem chinesischen Internetkonzern Baidu eingegangen. In deren Rahmen entwickelt Audi mit Huawei ein auf die Anforderungen asiatischer Länder angepasstes LTE-Modul. Dieses wird mit dem in den USA und Europa verbreitetem FDD-LTE (Frequency Division Duplexing) ebenso arbeiten wie mit dem vornehmlich in China genutzten TDD-LTE (Time Division Duplexing). Audi will damit dann eigenen Angaben zufolge als einer der ersten Autohersteller in China eine voll integrierte LTE-Lösung anbieten. Inhalte – etwa Karten und Touristeninformationen – werden von Baidu kommen.
Bereits jetzt ermöglicht zum Beispiel O2 die Aufrüstung älterer Fahrzeuge für die Smartphone-Anbindung. Das Angebot O2 Car Connection besteht aus einem Steckmodul und einer App. Sie werden zusammen mit zwölf Monaten Service für 149 Euro verkauft. Nach Ablauf der ersten zwölf Monate verlangt O2 eine monatlich Nutzungsgebühr von fünf Euro.
Hinter O2 Car Connection steckt Technologie der US-Firma Zubie. Damit lassen sich laut Telefónica “fast alle” PKW zu “Connected Cars” aufrüsten, sofern sie über einen ODB-II-Anschluss verfügen. Dieser bietet vielfältige Möglichkeiten – von der einfachen Diagnose bis zum Chip-Tuning. Welche davon nutzbar sind, hängt von den Pins im Stecker ab. Um Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit vernetzten Fahrzeugen auszuräumen versichert O2, dass das im Connected-Car-Paket enthaltene Dongle lediglich Informationen auslesen und keinerlei Daten in Richtung des Fahrzeugs übermitteln kann.

Autofahrer erhalten dann Diagnose-Informationen auf dem Smartphone. So werden ihnen etwa Fehlercodes, Problemmeldungen oder Aufrufe zum Werkstattbesuch angezeigt. Außerdem kann er sich Informationen über den Zustand des Motors oder die Batteriespannung anzeigen lassen. So bekommt der Fahrzeughalter Zugriff auf Informationen, die bislang lediglich der Werkstatt zur Verfügung standen.
Allerdings reicht das O2-Angebot nicht an die von Intel und LG angedachten und geplanten Möglichkeiten der als Vehicle to Everything (V2X) bezeichneten Vernetzung heran. Die kommt weniger bei der Kommunikation des Fahrzeugs mit dem Fahrer als vielmehr bei Szenarien zum Einsatz, wie sie bereits vor zwei Jahren Wissenschaftler der TU München präsentiert haben. Sie haben ein Verfahren entwickelt, das es Fahrzeugen ermöglicht, Fußgänger und Fahrradfahrer automatisch und ohne Sichtkontakt zu erkennen. Ein im Auto verbautes Ortungssystem zeichnet dazu die Bewegungsspur von Transpondern auf, die Funksignale nicht nur empfangen, sondern auf bestimmte Signalfolgen auch antworten können. Erkennen die Sensoren im Auto eine solche Transponderreaktion, dann bedeutet das, dass zum Beispiel ein Fußgänger den Fahrweg des Fahrzeugs kreuzen wird. Daraufhin warnt das System den Fahrer oder löst automatisiert eine Vollbremsung aus.
Derartige Ansätze werden vor allem für autonome Fahrzeuge, wie sie etwa Google, Daimler oder auch Volkswagen und General Motors, Ford sowie Nissan erproben, beziehungswiese noch eher von teilautonome Fahrzeuge wie sie demnächst in einem Pilotprojekt in den USA von Audi erprobt werden, wichtig werden.