Microsoft: Doch kein Adblocker für Edge

Der Softwarekonzern dementiert Berichte, wonach es einen Adblocker nativ in Edge integrieren wolle. Dennoch lassen sich über Erweiterungen aber auch für den Windows-10-Browser Werbeblocker einbauen. Eine auf der Build-Konferenz 2016 präsentierte Folie sei demnach missverstanden worden.
Microsoft hat Berichte dementiert, wonach es einen Adblocker in seinen Browser Edge integriere. So sagte ein Sprecher gegenüber Venturebeat: “Wir haben keine Pläne, einen nativen Adblocker in Edge zu integrieren.” Demnach sei eine auf der Microsofts Build-Konferenz präsentierte Folie missverstanden worden.
ZDNet.com-Autor Ed Bott hatte die Funktion in einer Liste geplanter Features für Edge entdeckt. Fotos belegen eindeutig, dass ein Eintrag “Adblocking-Funktionen in den Browser integrieren” lautete. Microsoft zufolge bezieht sich das aber nur auf Verfügbarkeit von Erweiterungen, die unter Edge – wie unter jedem anderen Browser – auch Adblocker von Dritten ermöglichen.
Damit bleiben Browser mit nativer Sperre für Werbung ein Nischenprodukt – etwa der auf Firefox basierende Adblock Browser von Eyeo oder auch Brave von Ex-Mozilla-Manager Brendan Eich. Auch der Reader-Modus von Apple Safari für iOS geht in diese Richtung, muss aber für jede HTML-Seite durch Antippen in der Adressleiste neu aktiviert werden.
Der Einsatz von Adblockern ist grundsätzlich umstritten. Einer im August 2015 veröffentlichten Studie zufolge entgingen der Werbebranche im letzten Jahr Einnahmen in Höhe von 22 Milliarden Dollar, weil etwa ein Drittel der Anwender Adblocker einsetzt. Gerade hat aber das Landgericht München in der vergangenen Woche eine Klage des Süddeutschen Verlags, Herausgeber der Süddeutschen Zeitung, gegen die Kölner Softwarefirma Eyeo abgewiesen. Eyeo habe nicht wie vom Kläger behauptet in einen “impliziten Vertrag zwischen Verlag und Leser” eingegriffen. Das Gericht schloss sich vielmehr der Einschätzung von Eyeo an, wonach ein Adblocker dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung unterliegt und vor einer Verfolgung durch Werbetreibende schützt.

In Windows-Testbuilds ist eine Unterstützung für Erweiterungen bereits vorhanden. Als erste drei Erweiterungen machte das Unternehmen eine für Mausgesten, Microsoft Translator und eine Reddit Engagement Suite verfügbar. Dagegen hat Microsoft sich noch nicht dazu geäußert, ab wann es Edge-Erweiterungen auch der breiten Masse zugänglich machen will. Eigentlich war die Funktion noch für 2015 vorgesehen gewesen, wurde dann aber verschoben.
Erweiterungen waren die von Edge-Anwendern meistgewünschte Funktion. Microsoft will aber auch den Bing-Übersetzer in den Browser integrieren und die Organisation von Favoriten erleichtern. Auf Geräten mit Touchscreen soll zudem künftig eine Navigation per Wischgeste möglich sein. Schon fertig ist ein Download-Dialog, der Nutzern die Möglichkeit bietet, Dateien auch unter einem anderen Namen beziehungsweise an einem Ort ihrer Wahl zu speichern. Edge soll aber auch stabiler werden und seltener abstürzen.
[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]
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