Selbständig machen im IT-Bereich: Erfolg auch ohne Eigenkapital

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Sich selbstständig machen ist der Traum vieler Menschen und gerade die IT- oder Digitalbranche bietet dazu vielfältige und zukunftsträchtige Möglichkeiten. Doch auf dem Weg warten viele Hürden.

Sich selbstständig machen ist der Traum vieler Menschen und gerade die IT- oder Digitalbranche bietet dazu vielfältige und zukunftsträchtige Möglichkeiten. Doch auf dem Weg warten viele Hürden. Notwendig ist eine erfolgversprechende Geschäftsidee sowie ausreichend Eigenkapital, um nur zwei von vielen Voraussetzungen zu nennen. Letzteres wird dabei häufig zum Problem, was jedoch nicht bedeutet, dass eine Gründung ohne Eigenkapital prinzipiell unmöglich ist. Denn es gibt durchaus Wege, um auch ohne (ausreichend) finanzielle Mittel ein Unternehmen zu gründen und zum Erfolg zu führen.

Die Rolle von Eigenkapital in der Finanzierung

Die Finanzierung nimmt einen wichtigen Platz in jedem Businessplan ein, unabhängig von der Art, Größe oder Branche des geplanten Unternehmens. In der Regel umfasst diese verschiedene Geldquellen, also sowohl Fremd- als auch Eigenkapital. Viele Banken oder Investoren setzen sogar mindestens 15 bis 25 Prozent des Kapitalbedarfs als Eigenkapital voraus, damit das Unternehmen ihrer Meinung nach auf soliden Grundpfeilern steht. Schließlich ist dieses essentiell für die Liquidität und damit auch die Handlungsfähigkeit des Startups.

Das Motto lautet daher bei jeder Gründung: Je mehr Eigenkapital für die Existenzgründung zur Verfügung steht, desto besser. Am besten wäre natürlich die Möglichkeit zum Bootstrapping, also zur Finanzierung komplett aus eigenen Mitteln, jedoch ist diese nur in den wenigsten Fällen realistisch. Wer also eine gute Geschäftsidee und einen überzeugenden Businessplan hat, sollte sich von (zu) wenig Eigenkapital nicht entmutigen lassen. Denn verschiedene Wege führen auch ohne Eigenkapital zur erfolgreichen Selbständigkeit.

Die richtige Geschäftsidee

Ob überhaupt Eigenkapital nötig ist bzw. wie viel, hängt stark von der Geschäftsidee ab. Denn diese bestimmt über den Bedarf beim Startkapital. Wird kein oder kaum Geld für die Gründung gebraucht, ist logischerweise auch kein Eigenkapital notwendig. Heutzutage gibt es schließlich zahlreiche Möglichkeiten, um sich selbständig zu machen, ohne dafür (viel) Eigenkapital zu haben.

Dabei handelt es sich vor allem um (digitale) Dienstleistungen oder Unternehmen im E-Commerce. Angebote also, für die keine teuren Maschinen, großen Büroräumlichkeiten, festen Mitarbeiter oder anderen Investitionen benötigt werden. für einen Online-Shop gelingt dies beispielsweise über das Modell des Dropshippings.

Für viele Ideen und Geschäftsmodelle im digitalen Bereich genügen Voraussetzungen wie ein Internetanschluss und Laptop und gegebenenfalls sind darüber hinaus nur kleinere Anschaffungen zu tätigen. Der Kapitalbedarf bewegt sich dann in einem geringen Bereich, sodass sich dieser meist problemlos decken lässt – entweder durch ein vorhandenes, aber begrenztes Eigenkapital oder, wenn kein solches vorhanden ist, durch eine der folgenden Möglichkeiten:

1. Leihgabe von Familie oder Privatanlegern

Bei einem geringen Bedarf an zusätzlichem Geld, beispielsweise im drei- oder kleinen vierstelligen Bereich, hilft oft auch die Familie gerne aus. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass beispielsweise die Eltern oder Geschwister selbst über ausreichend Geld verfügen und an die Geschäftsidee glauben. Es lohnt sich, ihnen sozusagen einen professionellen „Elevator Pitch“ zu geben und Zinsen auf das geliehene Geld zu versprechen. So wird der Privatkredit zu einer Win-Win-Situation.

Alternativ gibt es die Möglichkeit zu einem P2P-Kredit, auch Peer-to-Peer-Kredit oder Crowdlending genannt, bei dem Privatleute anderen Personen einen Kredit gewähren, um sich selbständig zu machen – ebenfalls gegen Zinsen, als unkonventionelle Form der Geldanlage. In beiden Fällen ist jedoch wichtig, die Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. Es sollte sichergestellt sein, dass auch diese Form des Kredits als Startkapital zuzüglich der festgelegten Zinsen tatsächlich zurückgezahlt werden kann.

2. Finanzierung durch (mehr) Fremdkapital

Selbiges gilt für den klassischen Weg, den viele Gründer einschlagen: den Bankenkredit. Um diesen zu erhalten, müssen jedoch gewisse Voraussetzungen wie eine ausreichende Bonität erfüllt sein. Auch der Businessplan wird in der Regel genau unter die Lupe genommen.

Viele Kreditgeber setzen ein gewisses Eigenkapital voraus, wenn es um eine Unternehmensgründung geht. Wie viel Geld beigesteuert werden muss, ob andere Sicherheiten anerkannt werden oder zu welchen Bedingungen ein Kredit vergeben wird – in zahlreichen Punkten gibt es aber große Unterschiede je nach Anbieter. Ein Vergleich lohnt sich daher, um die Chancen auf eine Finanzierung durch (mehr) Fremdkapital zu prüfen, wenn kein oder nur wenig Eigenkapital vorhanden ist.

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3. Hilfe durch Geschäftspartner

Es kann viele Vorteile haben, nicht alleine zu gründen, sondern mit einem Geschäftspartner. Das betrifft auch die Finanzen. Wer also nicht ausreichend Eigenkapital als Startgeld zur Verfügung hat, kann gezielt nach einem Geschäftspartner suchen, der die finanziellen Mittel beisteuert. Wie die Aufgaben dann verteilt und wie die Finanzen geregelt werden, lässt sich dabei individuell klären, um eine für den Einzelfall optimale Lösung zu finden. Es wird beispielsweise unterschieden zwischen rein passiven Geschäftspartnern, die sozusagen nur als Geldgeber fungieren, und jenen, die sich auch aktiv im Unternehmen beteiligen.

4. Das Joint-Venture-Franchise

Wer sich für ein Franchise-System interessiert, kann die Möglichkeit eines Joint-Venture-Franchise-Modells prüfen. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Form von Geschäftspartnerschaft, sprich ein Franchisenehmer und ein Franchisegeber kooperieren, um finanzielle Engpässe in der Gründungsphase zu überwinden – beispielsweise bei fehlendem Eigenkapital.

5. Investoren und Business Angels

Ein klassischer Weg für die Finanzierung einer Gründung ist die Suche nach Investoren. Auch hierbei wird unterschieden zwischen reinen Geldgebern und den sogenannten „Business Angels“, die sich aktiv in ein Unternehmen einbringen, um es zum Erfolg zu führen – oder diesen weiter zu steigern. Allerdings ist es nicht immer einfach, solche Investoren beziehungsweise Business Angels zu finden und von seinem Vorhaben zu überzeugen. Auch hier ist daher ein überzeugender „Elevator Pitch“ unverzichtbar und die richtigen Kontakte können dir viele Türen öffnen. Ein weiterer Grund also, warum Networking für Gründer so wichtig ist.

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6. Gründung dank Crowdfunding

Neben dem Crowdlending erfreut sich das Crowdfunding steigender Beliebtheit. Als Alternative zu Banken als Kreditgeber wir hierbei wird das Geld von Privatpersonen investiert, jedoch mit dem Vorteil, dass dies nicht zurückgezahlt werden muss. In der Regel geben die Menschen daher nur wenige Euro, anstatt große Summen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt somit in der Masse. Je mehr Geldgeber sich überzeugen lassen, desto mehr Eigenkapital wird durch die „Crowd“ generiert.

Das bedeutet: Es ist eine Geschäftsidee notwendig, welche die Menschen begeistert und bei der sie einen Sinn für eine Investition sehen, sei es aus Eigenzweck oder für das Gemeinwohl. Die Geldgeber erwarten also eine Gegenleistung, wobei es sich um Rechte, Sachleistungen oder Geld handeln kann, aber auch um Projekte mit altruistischem Wert. Die „Crowd“ will deshalb von Vornherein wissen, wofür das Geld verwendet wird. Es ist zweckgebunden und die Fundraiser müssen über die jeweilige Aktion während ihrer Realisierung transparent berichten. Crowdfunding erfordert daher ein gewisses Know how, vor allem im Marketing-Bereich, eröffnet dann aber durchaus Chancen für die Gründung ohne Eigenkapital.

Crowdfundig ist zudem ein Finanzierungsinstrument, das sich nicht nur für Neugründungen eignet. Auch bestehende Unternehmen können inzwischen eine Kampagne nutzen, um etwa Geld für ein neues Produkt zu sammeln.

7. Langsames Wachstum

Große Ziele sind bei einer Gründung normal und wichtig. Ebenso wichtig ist es aber, auf dem Boden zu bleiben und langsam an die Sache heranzugehen. Dadurch bekommt das Startup die Möglichkeit zu einem natürlichen, sprich gesunden Wachstum. Gleichzeitig verringert sich das Kapital, welches zu Beginn benötigt wird.

Wer also auf ein langsames Wachstum setzt, fängt so klein wie möglich an und dadurch auch mit minimalem Eigenkapital. Anschließend kann das Unternehmen die Gewinne reinvestieren und so lassen sich schrittweise die (großen) Ziele erreichen. Ein weiterer Vorteil eines kleinen und bescheidenen Starts als Unternehmer liegt darin, dass dies eventuell sogar nebenberuflich möglich ist. Dadurch genießen Gründer maximale finanzielle Sicherheit und Liquidität – sprich das Eigenkapital kann durch das feste Nebeneinkommen aufgestockt werden und es gibt eine „Exit-Strategie“, sozusagen einen Plan B, für den Fall der Fälle.

8. Fördermittel nutzen

Zuletzt gibt es für viele Startups die Möglichkeit, gewisse Fördermittel oder spezielle Gründerkredite zu nutzen – abhängig von ihrer Branche und weiteren Faktoren. Auch für den IT-Bereich gibt es zahlreiche Möglichkeiten für eine solche Unterstützung. Es sollte also im Einzelfall geprüft werden, ob ein Anspruch auf Fördermittel besteht, beispielsweise durch den Staat oder eine Stiftung, und in welcher Höhe. Abhängig vom Einzelfall ist dann auch, ob diese Fördermittel zweckgebunden sind oder als Eigenkapital angerechnet werden können. In jedem Fall bieten sie mehr Sicherheiten für Kreditgeber und damit bessere Chancen, fehlendes Eigenkapital durch (mehr) Fremdkapital zu ersetzen.

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